Es liegt noch ein langer Weg vor uns…

Der Verlust von Religion ist für viele Menschen in Europa eine Tatsache. In Spanien berichten Vertreter der Evangelischen Kirche (IEE), dass sie eine ganze Generation verloren haben, und dass junge Menschen in den Gemeinden kaum vorkommen. Pedro Zamora, Leiter des Theologischen Seminars SEUT in El Escorial bei Madrid, sucht nach Antworten auf das Phänomen, dass viel zu viele Menschen in Spanien den Kirchen den Rücken gekehrt haben. Er schreibt: „Ich gehöre zu der Generation, die in der Kirche geblieben ist – mehr oder weniger. Ich weiß, dass die persönlichen Gründe, eine Kirche zu verlassen, sehr vielschichtig sind und auch unter sozialen Einflüssen einer Gesellschaft stehen.“ Und er fährt fort, dass der massenhafte Exodus aus den Kirchen eine Infragestellung dessen sei, wie Nachfolge Jesu Christi in den Kirchen vorgelebt wird – sowohl persönlich als auch institutionell. Persönlich sei es eine große Herausforderung, die eigenen Kinder anzuleiten, in welcher Form das Taufversprechen in die Nachfolge Jesu ruft. Aber auch auf institutionell kirchlicher Ebene müssen die Verantwortlichen immer wieder die Frage stellen, ob nicht zu sehr die Freiheit eines Christenmenschen betont wird auf Kosten der Herausforderung zur Mission der Kirche Jesu Christi in ihrer jeweiligen Gesellschaft. Man dürfe Freiheit und Mission nicht vertauschen, insbesondere müsse man den Ruf in die Nachfolge Jesu vorleben. Die Nachfolge Jesu dürfe nicht durch die christliche Freiheit ersetzt werden. Und er sagt: „Ich bin mir sicher, dass viele Menschen, die die Kirche verlassen, der Überzeugung sind, dass sie die christlichen Gebote befolgen, indem sie anderen dienen oder für Gerechtigkeit einstehen. Das ist der eine Teil der Wahrheit. Aber dann muss man fragen: Wozu man die Kirche dafür braucht? Warum sollte man deswegen zur Kirche zurückkehren? Gibt es in der Kirche eine Nachfolge Jesu, die man „draußen“ nicht findet? Deshalb frage ich: Warum ist für die Nachfolge Jesu die Kirche notwendig? Dieser Frage müssen auch wir uns als IEE in Spanien stellen – auf allen Ebenen. Persönlich wie auch als Institution. Und ich bin mir sicher, dass es schwer ist, hier eine schlüssige Antwort zu finden.“

Das betont auch Bischof Bünker in einem gerade erschienen Interview: „Der evangelische Glaube mutet den Menschen einiges zu. Sie haben ein hohes Freiheitspathos und schätzen die individuelle Persönlichkeit. Die Gewissensentscheidung ist sehr wichtig… Zugleich bedeutet Freiheit aber nicht Beliebigkeit und „anything goes“, jeder und jede tut was er oder sie will. Mission heißt zeigen, was man liebt… Ein anderes Verständnis wäre, dass du nicht über Gott reden sollst, wenn du nicht gefragt wirst, sondern so leben sollst, dass du gefragt wirst.“