Ehemalige Lutherbüste

2006 wurde zum ersten Mal in Chile der Reformationstag als
staatlich anerkannten „Nationalen Feiertag der Evangelischen Kirchen und
Protestanten“ begangen. 

Die beiden lutherischen Kirchen in Chile waren nur
bedingt dafür verantwortlich. Vielmehr vermittelte die Einführung dieses staatlich anerkannten (und
arbeitsfreien) Feiertages der inzwischen bis an die 18 % angewachsenen
„evangelischen“ Bevölkerung  das Gefühl, endlich wahr- und ernstgenommen zu werden. Oft
waren sie in der Vergangenheit bekämpft und verächtlich als „Canutos“ bezeichnet worden – nach einem ehemaligen Jesuitenpater  Ende des 19. Jahrhunderts, der sich
zum „Protestantismus“ bekehrt hatte. Seine Anhänger und die
anwachsende evangelikale, pfingstlerische Bewegung wurden lange bekämpft,
besonders von der katholischen Mehrheitskirche.

Inzwischen ist ein beträchtlicher Bevölkerungsanteil „evangelisch“
– was nicht gleichzusetzen ist mit dem deutschen Verständnis von „evangelisch“.
Die 18 % „Evangelischen“ sind u.a. politisch interessant als Wähler:innen.

Staatsakt am „Dia de la Reforma“ 2014

Um ihre Stimmen zu gewinnen, wurde der Feiertag durch ein Dekret des damaligen chilenischen Präsidenten
Ricardo Lagos Escobar vom 28. Dezember 2005 eingeführt: als Dank und Anerkennung der chilenischen
Regierung für den Beitrag der „Evangelischen“ in der Gesellschaft. Als
gemeinsamer Tag für diese bunte „evangelische“ Bewegung diente der durch die
Lutheraner in Chile bekannte 31. Oktober.

So kam Chile zu seinem Refomationstag – und wenig später zu
einer „Plaza de la Reforma“ mit Lutherbüste (die es nicht mehr gibt… – sie
wurde geklaut und wohl eingeschmolzen).