Aus der lutherischen Gemeinde in Concepción in Chile berichtet Annegret Hoffmann über die Wahrnehmung des Ukrainekrieges im Land, die aktuelle Situation und die Preissteigerungen: 

„Chile ist in einer angespannten politischen Situation. In wenigen Wochen wird über eine neu ausgearbeitete Verfassung abgestimmt. Der ganze Vorbereitungsprozess zuvor hat die Gesellschaft weiter polarisiert. Andere Themen konnte man kaum wahrnehmen – höchstens noch die Terroranschläge im Süden des Landes und zunehmende soziale Spannungen auch im Norden des Landes. Dadurch rückte der Krieg in der Ukraine aus dem Blick. Zwar wird in Zeitungen und in den Fernsehnachrichten über die Situation in Europa berichtet, aber nur in geringem Maße.

In Chile ist die Inflation stark gestiegen, und zwar um 13% im letzten Jahr. Früher waren pro Jahr 2-5 % üblich. Diese Preissteigerungen werden von äußeren, aber auch von inneren Faktoren bestimmt. Vieles ist viel teurer geworden, z.B. ist der Benzinpreis um 70 % gestiegen. Besorgniserregend ist der Anstieg der Lebensmittelpreise. Der Weizenpreis könnte noch weiter steigen. Das hängt mit dem Weltmarktpreis zusammen – und damit indirekt mit dem Krieg in der Ukraine. 


Über Geflüchtete aus der Ukraine ist in Chile wenig bekannt. Es sind bisher
14 Familien aus der Ukraine mit chilenischen Wurzeln aufgenommen worden. Sie haben hier aber sehr große bürokratische Schwierigkeiten und wohnen bei anderen Familien. Im Vergleich zu dieser geringen Zahl sind in Chile extrem viele Geflüchtete aus Venezuela und Kolumbien angekommen.

In der lutherischen Gemeinde in Concepción beten wir in den Gottesdiensten für die Menschen, die unter diesem schrecklichen Krieg leiden. Vor wenigen Tagen ist ein Gemeindeglied gestorben, der in der Ukraine geboren war, während des Zweiten Weltkrieges mit seiner Familie aus einem „deutschen evangelisch-lutherischen“ Dorf vor den Russen nach Deutschland geflüchtet und in den 1950er Jahren nach Chile migriert ist. Seine Tochter erzählte darüber. Ansonsten gibt es keine direkten Berührungspunkte mit den Menschen aus der Ukraine.“