Zwischen Studium und Berufsbeginn macht Corona Pablo
Catrileo (28) einen Strich durch die Rechnung. Der Theologie-Student der GAW-Partnerkirche
in Chile (ILCH) macht sich Gedanken, wie es weitergehen kann:

Theologie-Student Pablo Catrileo in der Erlöserkirche, Santiago 

„Anfang des Jahres 2020 habe ich gedacht, dass dieses
Jahr für meinen weiteren beruflichen Weg ein besonderes Jahr werden würde. Nach
fast sechs Jahren Theologiestudium steht mein Abschluss kurz bevor. Ich
studiere an der Universität in Santiago de Chile und habe an der Universität in
Tübingen ein Auslandsjahr verbracht. Ich freute mich sehr darauf, mein Vikariat
in meiner Kirche, der lutherischen Kirche in Chile (ILCH) anfangen zu können.
Ich hatte bereits einen Platz in einer Gemeinde und wollte im August dort
anfangen.

Aber dann kam das Corona-Virus. Niemand konnte sich
vorstellen, welche Konsequenzen die Pandemie für unser Land und auch für die
Kirche haben würde.

Auf der einen Seite bin ich fröhlich, dass ich mein
Studium mit einer digitalen Abschlussprüfung beenden kann, aber auf der anderen
Seite kann ich mit diesem Abschluss jetzt nichts anfangen. Meine Kirche kann
mir aufgrund der Pandemie kein Vikariatsplatz anbieten.

Pablo Catrileo wartet auf einen Vikariatsplatz.

Die Situation macht mich nachdenklich. Ich kann
verstehen, dass die finanzielle Situation in der Kirche aktuell nicht sehr gut
ist. Darum ist es für die Gemeinde nicht einfach, mein Vikariat zu planen.
Jetzt im August konnte ich nicht beginnen. Die Unsicherheit ist so groß, dass
mir niemand sagen kann, ob es im kommenden Jahr möglich sein wird.

Was heißt das für mich? Unsere Kirche ist nicht sehr groß
und insgesamt ist die Lage in Chile nicht klar: Wann können wir wieder mit
einer „Normalität“ für die Gesellschaft und auch für die Kirchen rechnen? Mein
Wunsch ist es, meinen Dienst als Vikar und Pfarrer in meiner Kirche in Chile zu
tun. Aber was passiert, wenn das jetzt nicht möglich ist? Muss ich mich neu
orientieren und vielleicht in einem anderen Land mein Vikariat machen?

In diesen Momenten denke ich viel an die Worte des
Propheten Habakuk, über den ich meine Abschlussarbeit geschrieben habe. „Warum
und wie lange dauern diese Unsicherheiten?“ Mir hilft es, meine Sorgen Gott
anzuvertrauen, dessen Weisheit und Gedanken höher sind als unsere Vernunft.“