Im dt. Seniorenheim in Caracas

Pfarrer Arno Erdmann berichtet aus Caracas über die Auswirkungen der Coronakrise besonders auf das Seniorenheim der deutschen Gemeinde:

„Seit Mitte März sind wir in Quarantäne. Venezuela war eines der ersten lateinamerikanischen Ländern, das eine Ausgangssperre zu verordnete Anders als in den meisten anderen Ländern ist die Covid19-Epidemie hier aber nicht die Hauptkrise. In Venezuela leidet man vor allem unter der sehr prekären allgemeinen Versorgungslage. Es fehlen Medikamente und Lebensmittel für die Bevölkerung. Normale Wasser-, Strom oder Gasversorgung gibt es überhaupt nicht mehr. Immer wieder wurde gegen das Regime demonstriert. Aber mit der Ausgangssperre ist jegliche politische Aktivität im Keim erstickt. Seit 3 Monaten gibt es auch kein Benzin mehr, außer für regierungstreue Anhänger, Ärzte und Berufsgruppen mit besonderer Erlaubnis in einem der erdölreichsten Länder der Welt. Unter diesen Umständen erfordert es besonders viel an Kraft und Aufwand , um ein Seniorenheim gut und sicher zu führen und die Heimbewohner mit dem Notwendigen zu versorgen. Die Heimleitung und alle Mitarbeiter leisten zusammen mit dem Vorstand, einen schon beinahe “übermenschlichen” Einsatz, damit die Heimbewohner ein sauberes, Hygiene gesichertes und gemütliches Heim haben, in dem es ihnen an nichts mangelt. 

Trotz aller Widrigkeiten hat die Heimleitung durch viele Aktivitäten versucht, das Leben der Heimbewohner abwechslungsreich zu gestalten. …

Damit die Heimbewohner an den Gottesdiensten der lutherischen Michaelsgemeinde in Caracas teilnehmen können, werden Fahrdienste organisiert. Das mag alles in Europa was ganz alltägliches sein, in Venezuela ist es ein besonderes Geschenk, weil es der Unsicherheit und den schwierigen Lebensumständen wegen, die Ausnahme ist. 

In Venezuela gehört unser Heim zu den bestgeführtesten, was uns auch immer wieder von den Behörden bestätigt wird.

Mehr als drei Monate nach Beginn der staatlich verordnen Quarentäne können wir dankbar sein, dass es im Heim keine Infektionsfälle der Covid19-Epidemie gegeben hat. Das liegt zum grössten Teil daran, dass die Leitung sehr schnell äußerst strikte Regeln eingeführt hat. So sind Ausgänge aus dem Heim nicht gestattet, Besuche von Freunden oder Angehörigen ebenfalls nicht.“

Die deutschsprachige Michaelsgemeinde (https://www.caracas-evangelisch.de/unsere-kirchengemeinde/), die in den wirtschaftlichen Boomjahren des Landes an die 2.000 Gemeindemitglieder hatte, ist durch die gravierende wirtschaftliche Krise des Landes stark dezimiert. Ein Pfarrer aus Deutschland ist schon seit ein paar Jahren nicht mehr da. Sie versucht sich aber weiter zu engagieren. Durch die Coronakrise sind die Aktivitäten derzeit eingeschränkt. Im deutschen Seniorenheim arbeitet man mit, in der Ökumene, in der Humboldtschule , im deutsch-venezolanischen Hilfsverein, in der Zusammenarbeit mit den deutschen Institutionen im Land und in der Evangelischen Lutherischen Kirche in Venezuela.