Fundament für die Mariensäule, dahinter das
Hus-Denkmal

Die Mariensäule auf dem Altstädter Ring in Prag war ein Maria geweihtes Standbild auf einer Säule. Sie wurde 1650 von Kaiser Ferdinand III. aus Dank für die Rettung vor einem schwedischen Heer im Jahr 1648 am Ende des Dreißigjährigen Krieges gestiftet: ein anti-protestantisches Symbol des Sieges der Gegenreformation… Sie wurde am 3. November 1918 von einer aufgebrachten Menge gestürzt, nachdem die Tschechoslowakei kurz zuvor ihre Unabhängigkeit von Österreich-Ungarn erklärt hatte. 

In diesem Jahr soll sie wieder errichtet werden. Es gibt Kirchen in Tschechien, die darin kein Problem sehen, und es gibt Kirchen, für die es aus tiefstem Herzen unvorstellbar ist. 

Daniel Ženatý – Synodalsenior der EKBB -, hält die Wiedererrichtung der Mariensäule für falsch, weil sie an die Niederschlagung der Protestanten erinnert. Aber seine Kirche werde auch keine Proteste organisieren gegen den Bau der Mariensäule. Daniel Ženatý hat einen anderen Verdacht, und der wird in ihm wach, wenn sich auf einmal viele Tschechen, die mit den Kirchen nichts am Hut haben, auf die protestantische Tradition berufen, um gegen die Mariensäule vorzugehen. Es seien irgendwelche Reste eines religiösen Denkens. Es hat mehr mit Nationalismus und Intoleranz zu tun als mit Glauben. Tatsächlich mischen sich in der Debatte um die Mariensäule politisch-historische Erwägungen mit religiösen Empfindungen – und dass die Religion in Tschechien bis ins 20. Jahrhundert hinein wegen der österreichisch-ungarischen Monarchie als politisch empfunden wurde, ist eine der Wurzeln für die heutige Glaubensferne. 

Nach der jüngsten Volkszählung bekennen sich gerade einmal elf Prozent der Tschechen zu einer Religionsgemeinschaft.