Evangelische Kirche in Prag-Smichov

Was macht man mit einer großen evangelischen Kirche, wenn die Gemeinde kleiner wird? Wie sollen die Räume gefüllt werden und erhalten werden? Diese Gedanken müssen sich viele evangelische Gemeinden der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder (EKBB) machen.

So auch im Prager Stadtteil Smichov. Das Kirchengebäude mit Pfarr- und Küsterwohnung und dazu einigen Gemeinderäumen ist inzwischen zu groß geworden für die Gemeinde. Es kommen von den ca. 350 Gemeindemitgliedern ca. 50 jeden Sonntag in den Gottesdienst. Aber in den vergangenen Jahren ging das Gemeindeleben zurück. In die Räume wurde und konnte nichts inverstiert werden. Was tun? Ein ehemaliger Pfarrer der Gemeinde hatte viele Ideen und hatte das Geschick, Mittel zu generieren für die dringenden Sanierungen des großen Gebäudekomplexes. Diese Gelder kamen aus öffentlichen Mitteln.

GAW-Präsident Dr. Dutzmann im Gespräch mit Pfarrer Jonatan Hudec (re.) und Pfarrerin Kristýna Pilecká (2. v. li.)

Die Sanierungen sind gelungen. Ein Glück! Nur – die Gemeinde hat sich damit verpflichtet, die Räume im Stadtteil und für NGO´s und öffentliche Einrichtungen wie Schulen zu öffnen und zu vermieten. Das generiert Einnahmen, um die Schulden zu tilgen.

Inzwischen ist der Pfarrer gegangen. Mit Jonatan Hudec ist seit September 2023 ein neuer Pfarrer gekommen. Im Gespräch erzählt er, wie er manchmal Gast in den eigenen Räumen ist. Das konnten wir hautnah erleben. Im Eingangsbereich der Kirche ist ein Kaffee, das von Montag bis Samstag geöffnet ist. Da ist inzwischen immer was los. Das nahegelgene Gymnasium mietet sich ein, um hin und wieder Projektwochen in dem gesamten Gebäude zu veranstalten. Ein Trickfilmstudio ist in den Räumen. Dazu kommen Yoga- und Pilatisgruppen. Jonatan musste darum kämpfen, in seinem Gebäude ein Büro zu nutzen. Zusätzlich braucht Kristýna Pilecká, die neue Pfarrerin der deutschsprachigen Gemeinde Räume für ihre Gemeindearbeit. Das klappt mehr schlecht als recht. Pfarrer Mikuláš Vymětal, Minderheitenpfarrer der EKBB, ist ebenfalls vor Ort mit seinen Aktivitäten.

Das alles zeugt von viel Leben und Aktivitäten und tut den Räumlichkeiten gut. Nur – wo bleibt der Raum für die eigene Gemeinde? Wann hat die Gemeinde Platz im eigenen Gebäude?

Ein Gymnasium hat sich in die Kirche eingemietet

All das sind Fragen, die in Prag-Smichov zu erleben und zu spüren sind. Es ist spannungsreich, wenn man sich mit Fragen der wirtschaftlichen Nutzung kirchlicher Gebäude auseinandersetzen muss. Es ist ambivalent. Kann eine Gemeinde bei solch vielfältigen Aktionen wachsen und die eigene Identität stärken und bewahren? Und wenn ja – wie?

Jonatan ist hoffnungsvoll. Er will sich seinen Raum erstreiten – im Kirchendach ganz oben fängt er damit an. Mal sehen, wie er zum Wohle der Stadt und der Gemeinde, Gutes tun kann an jedermann/-frau. Es ist ihm zu wünschen.