Kirche in Bystrice

Wie geht man in Staat und Gesellschaft mit dem kommunistischen Erbe um? Das war nach 1989 eine große Herausforderung in Tschechien und natürlich auch in den Kirchen. „Bei uns hat ein Drittel der Pfarrerschaft mit dem Geheimdienst kollaboriert“, sagt ein Vertreter der Kirchenleitung der Schlesischen Evangelischen Kirche A.B. „Das hat nach der Wende zu Spannungen in der Kirche geführt. Insbesondere die Ablösung des belasteten Bischofs wurde verlangt!“ berichtet er weiter. Das gelang zunächst. Ein neuer Bischof wurde auf einer Synode in Bystrice gewählt. Das akzeptierte jedoch der belastete abgewählte Bischof nicht. Es entspann sich ein zermürbender Kampf, in dem sich schließlich 1995 rechtlich vier Gemeinden zu einer neuen Kirche zusammenfanden unter Leitung des alten Bischofs. In der Kirche hat diese Spaltung lange nachgewirkt und zeigt, wie schwierig der Umgang mit der kommunistischen Vergangenheit ist. 

In Tschechien unterschied er sich  nach 1992 von den übrigen mittelosteuropäischen Staaten vor allem aufgrund seiner fehlenden gerichtlichen Ebene. 1991 wurde ein Gesetz verabschiedet, das letztlich die Verantwortung den jeweiligen verantwortlichen Gruppen wie den Kirchen überließ. Das war letztlich zu wenig und überforderte nach der Wende auch die Kirchen.

Bis heute spürt man, dass die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit schwierig ist. Die „Christliche Bewegung“ der Schlesischen Kirche arbeitete in kommunistischer Zeit im Geheimen und in Opposition zum  Staat. Diese pietistische Bewegung arbeitete damals segensreich. Nach der Wende musste sie sich neu orientieren innerhalb der Kirche. Nur wie? Das ist nicht einfach und sorgt für Spannungen und ist letztlich ein Ausdruck dafür, wie man auch in der Kirche zu einer gemeinsamen Geschichte und Verantwortung in der Gesellschaft kommt.