Leere Kirchenbänke in Dunaszerdahely

Klaudia Takács war 2013/14 GAW-Stipendiatin in Leipzig. Inzwischen ist sie Pfarrerin der reformierten Kirche in der Slowakei in Dunajská Streda/ Dunaszerdahely, 50 Kilometer östlich von Bratislava gelegen. Sie berichtet über ihre Erfahrungen aus den letzten Monaten:

„In der reformierten christlichen Gemeinde in Dunaszerdahely ist normalerweise viel los. Die Stadt hat eine gute Lage: Sie liegt etwa in der Mitte zwischen der österreichischen und der ungarischen Staatsgrenze und mit der Mehrheit an ungarischen Einwohnern ist sie heute ein bedeutendes Zentrum in Oberungarn. Zu der Gemeinde gehören ein Krankenhaus, zwei Altenheime und mehrere Grund- und Mittelschulen, die in der Stadt betrieben werden, so dass das Gemeindeleben hier sehr vielfältig ist. 

Ref. Kirche in Dunaszerdahely

Aber ab Mitte März hat sich alles im Nu verändert: Zuerst das Krankenhaus und die Altenheime, dann die Schulen und auch die Kirchen mussten ihre Tore schließen, um die Verbreitung das Coronavirus aufzuhalten. Zuerst hat uns das sehr geschockt, denn das Gemeindeleben lief eben in diesen Bereichen. Dann aber blieben die Kirchenbänke leer … 

Doch das Leben in der Gemeinde machte dennoch keine Pause, denn die Menschen brauchen in einer solchen Situation noch mehr geistliche Hilfe. Darum haben wir nach Möglichkeiten gesucht und die Gottesdienste, den Religionsunterricht und die Kindergottesdienste online abgehalten. Die Gemeindeglieder, die keinen Internetzugang haben, haben die Predigten ausgedruckt in den Briefkasten bekommen; so blieben auch sie nicht ohne Wort Gottes. 

Pfarrerin Klaudia Takács

Die Seelsorge per Telefon war auch eine gute Lösung, so konnten wir zahlreiche gute Gespräche führen. Es stärkte sich die Solidarität untereinander. Aber nicht nur geistlich, sondern auch physisch konnten wir anderen helfen: Einige Frauen aus der Gemeinde haben Schutzmasken genäht, die wir mit der Stadtleitung unter Einwohnern über 64 Jahren ausgeteilt haben. 

Und die Diakonie hat auch in anderen Formen funktioniert, z. B. einkaufen für die ältere und kranke Gemeindemitglieder; einige haben für sie auch gekocht. In den ersten zwei bis drei Wochen fühlte man, dass die Menschen Angst hatten. Aber Gott sei Dank haben unsere strengen Beschränkungen in der Corona-Krise Früchte gebracht: Die Epidemie hat in unserer Umgebung nicht so viele Opfer gefordert und am 6. Mai 2020 erhielten wir die Nachricht, dass wir wieder Gottesdienste in der Kirche feiern können, aber nur mit einigen Vorgaben (z. B. räumliche Trennung zwischen Menschen über und unter 65 Jahren, zwei Meter Abstand beim Sitzen; jeder soll eine Maske tragen usw.). 

In den ersten zwei Wochen hatten wir das Gefühl, dass einige noch vorsichtig sind und lieber noch nicht in die Kirche kommen. Das wird jede Woche besser. Was diese Krise uns konkret gebracht hat und welche Folgen sie haben wird, wissen wir noch nicht. Aber wir wissen, dass Gott auch aus menschlich schweren Situationen die Beste herausholen kann, und so vertrauen wir im Blick auf unsere Zukunft auf Ihn: „Denn ein Tag in deinen Vorhöfen ist besser als sonst tausend (Ps 84).“