In den meisten Ländern der Welt leben evangelische Christen in der Minderheit. Am Umgang mit ihnen in ihren jeweiligen Ländern lässt sich bemessen, wie es um die jeweilige Rechtsstaatlichkeit steht. Werden sie geachtet? Haben sie gleiche Rechte? Können sie sich in die Gesamtherausforderungen einer Gesellschaft einbringen und sich beteiligen? 

Der Umgang mit Minderheiten ist immer ein Gradmesser, wie es um die Achtung der Menschenrechte steht. In vielen Ländern leisten gerade evangelischen Minderheitskirchen einen wichtigen Beitrag zum Zusammenleben in pluralistischen Gesellschaften. Sie lehren den Respekt und die Achtung vor den Glaubensüberzeugungen anderer und treten für die Menschenrechte ein. Sie setzen sich ein im Kampf gegen die Armut, die Sorge der Bildungsgerechtigkeit und der Religionsfreiheit. Für evangelische Christen sind das Impulse, die aus der Reformation kommen. 

Dafür treten die Partnerkirchen des GAW weltweit ein, engagieren sich und leben so ihre Mission in ihrem Kontext. Sie wollen Gottes Wort verkündigen und ihren Glauben in der Welt bezeugen – so wie es letztlich auch in dem wichtigen Dokument „Christliches Zeugnis in einer multireligiösen Welt“ aus dem Jahr 2011 heißt. Es geht in dem Dokument, das bleibende Bedeutung auch für das Nachdenken über die Mission von evangelischen Kirchen hat und ihre gelebte Praxis, darum, welche praktischen Konsequenzen für evangelische Kirchen sich ergeben, wenn man sich den vielfältigen Situationen und Herausforderungen einer globalisierten Welt stellt. 

Dabei kommt der Frage der Religionsfreiheit – Herzstück der Menschenrechte – wesentliche Bedeutung zu. In dem Dokument unter Prinzipien und Punkt 7 heißt es:

„Religionsfreiheit beinhaltet das Recht, seine Religion öffentlich zu bekennen, auszuüben, zu verbreiten und zu wechseln. Diese Freiheit entspringt unmittelbar aus der Würde des Menschen, die ihre Grundlage in der Erschaffung aller Menschen als Ebenbild Gottes hat (vgl. Genesis 1,26). Deswegen haben alle Menschen gleiche Rechte und Pflichten. Überall dort, wo irgendeine Religion für politische Zwecke instrumentalisiert wird oder wo religiöse Verfolgung stattfindet, haben Christen den Auftrag, als prophetische Zeugen solche Handlungsweisen anzuprangern.“ Weiter heißt es: „8. Gegenseitiger Respekt und Solidarität. Christen sind aufgerufen, sich zu verpflichten, mit allen Menschen in gegenseitigem Respekt zusammenzuarbeiten und mit ihnen gemeinsam Gerechtigkeit, Frieden und Gemeinwohl voranzutreiben. Interreligiöse Zusammenarbeit ist eine wesentliche Dimension einer solchen Verpflichtung.“

Auf der einen Seite brauchen evangelische Christen einen gewährten Schutz für ihre freie Religionsausübung. Auf der anderen Seite sind sie gefordert, dieses selbst mit Leben zu füllen – und insbesondere dialogfähig zu sein gegenüber anderen, die einen anderen Glauben haben.

Hier ist das Dokument zu finden: http://www.missionrespekt.de/fix/files/studienausgabe_christliches%20zeugnis-reduziert.pdf