Bischof Siegfried Sander (ILCH) und

GAW-Generalsekretär Enno Haaks

„Das Thema Wiedervereinigung scheint in unseren lutherischen Kirchen mehr zu spalten als zu einen“, berichtet Bischof Siegfried Sander von der Lutherischen Kirche in Chile (Iglesia Luterana de Chile ILCH). „Was so paradox klingt, hat sich in den Kirchenstrukturen und bei vielen Menschen eingegraben und es zeigt sich, dass es auch nach über 40 Jahren der Kirchenspaltung der evangelischen-lutherischen Kirche es schwerer ist wieder zusammen zu kommen, als auseinander zu gehen.“ Dennoch – so Sander – sei es nach wie vor eine offene Wunde für den lutherischen Protestantismus in Chile, dass man trotz eines gemeinsamen Rates (CILCH) und trotz zahlreicher gemeinsamer Begegnungen, Pastorenkonferenzen und Kirchentagen noch nicht zusammengefunden hat. „Wie können wir glaubhaft in unserer Gesellschaft von der versöhnenden Kraft des Evangeliums sprechen, wenn wir selbst unversöhnt sind?“, fragt er. 

Inzwischen hat seine Kirche, die ILCH, einem Verbindungsmodell zugestimmt, das vorsieht, eine föderalistische Struktur unter dem Namen „Iglesia Luterana Federada de Chile“ (ILFECH) zu schaffen. Im Jahr des Refomrationsjubiläums 2017 entscheidet die Synode der zweiten lutherischen Kirche, der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Chile (Iglesia Evangélica Luterana de Chile – IELCH), ob sie diesem Modell zustimmen kann. Es sieht vor, dass im Zyklus von zwei Jahren der Bischof/die Bischöfin von einer der Kirchen gewählt wird. Der Laienpräsident oder die -präsidentin kommt von der jeweils anderen Kirche. Beide Synoden mit beiden Kirchenstrukturen bleiben unter dem einenden Dach weiter bestehen.

Dieses Modell birgt Chancen, aber auch zahlreiche Schwierigkeiten. Wesentlich ist, dass von beiden Kirchen Aufgaben und auch Macht delegiert wird und ein Prozess in Gang kommt, der zu einer wirklich vereinigten Kirche führen wird. Ob das gelingen wird, ist offen. 

Diese neue Struktur wurde von dem hauptamtlich angestellten Generalsekretär des Gemeinsamen Rates, Alexander Wilckens, erarbeitet. Sein Gehalt wurde bisher aus dem sog. „Missionsfonds“ finanziert. Die Mittel dafür kamen von der EKD und aus dem GAW-Projektkatalog von 1987-1996. Der Fonds sollte den gemeinsamen Rat CILCH in seiner Arbeit unterstützen hin zu einer vereinigten Kirche. 2017 werden alle Mittel aus diesem Fonds ausgeschöpft sein. Ein Generalsekretär kannnicht mehr bezahlt werden . Das Verbindungsmodell benötigt jedoch eine Struktur, damit der gemeinsame Prozess weitergehen kann. 

Fraglich bleibt, wie Menschen, die gegen einen gemeinsamen Weg in beiden Kirchen sind, gewonnen werden können. Und ebenso fraglich ist, wie am Versöhnungsprozess beider Kirchen gemeinsam weitergearbeitet werden kann, damit es zu einer sichtbaren Einheit kommen kann. Die Versöhnung der beiden lutherischen Kirchen wäre ein deutliches Zeichen in die chilenische Gesellschaft, die selbst tief gespalten ist. Aber vielleicht ist diese gesellschaftliche Spaltung auch eines der Probleme, das sich in den beiden Kirche wiederspiegelt … 

Das GAW unterstützt beide Kirchen und hofft, dass es gelingen möge, Diffenerenzen zu überwinden und zu einem gemeinsamen Weg zu finden. Es wäre an der Zeit!