In Komarno erinnert dieses Denkmal an Trianon

„Das Schicksal in einer doppelten Minderheitensituation zu leben ist schwierig,“ sagt offen Bischof Lazlo Fazekas von der Reformierten Kirche in der Slowakei. „Wir sind sowohl ungarische als auch reformierte Minderheit.“ Die Kirchenbezirke der Reformierten befinden sich im südlichen Teil der Slowakei. So ist sie fast identisch mit den ungarisch besiedelten Gebieten. Bis zum 1. Weltkrieg war die reformierte Christliche Kirche in der Slowakei wie auch die Reformierte Kirche in Transkarpatien (Ukraine) Teil der Reformierten Kirche in Ungarn. Nach dem Vertrag von Trianon aus dem Jahre 1920 entstand eine völlig veränderte Situation für Ungarn und damit auch für die Kirchen. In diesem Sinne ist diese Kirche aus der geschichtlichen Situation entstanden. Im Laufe der Zeit ist aber der slowakische Anteil an der Reformierten Kirche gestiegen. Zwei der neun Kirchensdistrikte sind slowakisch sprachig. Die Kirche hält an der Zweisprachigkeit fest, wobei die ungarische Sprache von vielen Slowaken nicht beherrscht wird. „Die Minderheitenpolitik in der Slowakei macht uns zu schaffen, “ sagt Istvan Bata, der für ausländische Kontakte zuständig ist. Auch ist das Miteinander zwischen Slowaken und Ungarn in der einen Reformierten Kirche nicht immer einfach.

Immer wieder begegnet uns in der Zusammenarbeit mit ungarischstämmigen Partnern diese Last der Vergangenheit. Immer wieder belastet diese Geschichte das Miteinander. Und es wirft die Frage auf, wie wir als christliche Kirchen auf die Herausforderung eingehen, die die „Nation“ stellt. 

In Deutschland gab es besonders am Beginn des 20. Jahrhunderts den Versuch eine „Theologie des Nationalismus“ zu entwickeln. Wilhelm Stapel war einer der führenden Vertreter, der daran scheiterte, weil er sich mit zum Wegbereiter der Nationalsozialisten machte. In dieser Zeit gewann der begriff der Nation religiöse Dimensionen. Es gab schon früh kritische Stimmen, die anmahnten, dass die Nation, das Volk nicht die Qualität einer von Gott gewollten Ordnung haben kann, denn dadurch entsteht eine Art Quasi-Religion (P. Tillich). Die Theologie und die Kirchen haben dagegen zum sachlichen Umgang mit nationalen Besonderheiten, auch ihren Verletzungen, anzuleiten. So können sie helfen, sich der eigenen Identität bewusst zu werden ohne Ausgrenzung und Abgrenzung gegenüber anderen. Theologischen Rang darf die „Nation“ nicht gewinnen. das wäre dem Glauben unangemessen, denn vor Gott spielen die irdischen Unterschiede keine Rolle mehr (Gal 3,28). – Pfarrer Enno Haaks