Luthersiche Kirche in El Alto/Bolivien

Zur Nachahmung Gottes rief beim Kirchentag 1997 Dorothee Sölle auf, als sie folgendes Gebet sprach:

„Lehr uns Minderheit zu werden, Gott, … 

Pass uns an Deine Gerechtigkeit an, 

nicht an die Mehrheit, 

bewahre uns vor der Harmoniesucht 

und den Verbeugungen vor den großen Zahlen. 

Sieh doch, wie hungrig wir sind nach Deiner Klärung. 

Gib uns Lehrerinnen und Lehrer, nicht 

nur Showmaster mit Einschaltquoten. 

Sieh doch, wie durstig wir sind 

nach Deiner Orientierung, 

wie sehr wir wissen wollen, was zählt. 

Verschwistere uns mit denen, die keine Lobby haben, 

die ohne Arbeit sind und ohne jede Hoffnung, 

die zu alt sind, um noch verwertet zu werden 

oder zu ungeschickt und zu nutzlos. 

Weisheit Gottes, zeig uns das Glück derer, 

die Lust haben an Deinem Gesetz 

und über Deiner Weisung murmeln Tag und Nacht. 

Sie sind wie ein Baum, gepflanzt am frischen Wasser,
der Frucht bringt zu seiner Zeit.“

Minderheit sein, nicht in der Masse aufgehen und sich diesem Wesensmerkmal von Kirche immer wieder bewußt sein, das entspricht der Nachahmung Gottes. Für Gott steht das Bedürfnis des Menschen an erster Stelle. Er ist angewiesen auf ihn und auf seine Mitmenschen. Bedürftig zu sein steht vor der Frage nach Leistung und Produktivität. „Lehre uns Minderheit sein, Gott!“ – das ist ein gutes Gebet für ein Diasporawerk wie das GAW! Wir erinnern mit unserem Dienst an all die, die zahlenmäßug Minderheit sind und bei denen das „bedürftig sein“ permanent zu spüren ist. – Pfarrer Enno Haaks