Carina, (3. v. links)

„Hier in der Gemeinde San Pbalo in Hualpen habe ich gelernt, dass ich als Frau Rechte habe. Dazu gehört, dass man mich nicht schlagen darf“, erzählt Carina, Mitglied des Kirchenvorstandes aus der Stadt Huaplen, die an Concecpión grenzt. „Als ich das erste Mal zur Kirche kam, war ich sehr schüchtern und voller Angst. Damals brachte ich mein Kind zum Kindergarten. Es war irgendwie normal, dass mein Mann mich schlug und zu Hause einsperrte. Doch dann kam ich zur Frauengruppe. Und langsam bekam ich mit, dass Frauen eigentlich nicht geschlagen werden dürfen. Hier habe ich alles gelernt, was ich jetzt bin“, ergänzt sie selbstbewusst. 

Es ist eine verbreitete Realität in den Armenvierteln, dass Kinder und Frauen geschlagen werden. „Ich dachte, dass das dazu gehört“, sagt Carina. „Meine Mutter wurde auch schon geschlagen von meinem Vater. Als ich mich dagegen zur Wehr setzte, wurde auch die Beziehung zu meiner Mutter schwieriger, denn sie blieb mit dem Rest der Familie weiter in dieser Gewaltstruktur stecken.“ Carina wurde Lutheranerin. Sie nahm an Fortbildungen teil und wurde schließlich Mitarbeiterin in der Kirchengemeinde im Projekt, das Frauen berät, die unter häuslicher Gewalt leiden.

Leider musste diese Arbeit in der evangelisch-lutherischen Kirche an mehreren Orten eingestellt werden, weil die staatliche Organisation SERNAM die Zusammenarbeit beendete. Das war ein heftiger Einschnitt, der mehrere Gründe hatte, u.a. zunehmende Forderungen, die nicht erfüllt werden konnten, und eine Veränderung in der staatlichen Familienpolitik, die durch den Regierungswechsel ein konservatives Familienbild hochhalten möchte. Das Ergebnis war eine Verminderung der Zuschüsse. Eigentlich müsste es viel mehr solche Häuser geben, denn die Not ist in der Hinsicht groß in Chile. Und Frauen wie Carina sind wichtig, denn sie können ihre eigenen Erfahrungen einbringen und den Frauen beistehen, die leiden.

Die Gemeinde San Pablo in Hualpen hat ebenfalls unter der Schließung des Projektes gelitten, weil die Mieteinnahmen weggefallen sind. Die Gemeinde, die von Pastor Carlos Camano geleitet wird, ist klein. Ca. 60 Mitglieder hat sie. Zwei Jahre war sie ohne Pfarrer. das hat man gemerkt. Langsam beginnt eine Arbeit mit Kindern wieder. Es gibt viele Ideen und die Hoffnung zu wachsen.

„Ich habe dieser Gemeinde alles zu verdanken, was ich jetzt bin,“ schließt Carina. – Pfarrer Enno Haaks