Rettung der Bergleute in Chile

Die Rettung der 33 chilenischen Bergleute sah ich in einem chilenischen Fernsehkanal in Venezuela. Gebannt verfolgten wir die Rettungsaktion. Es war bewegend und wunderbar! Danach begann ein medialer Marathon für die Geretteten, der sie oft überforderte.

Nur – die problematischen Fragen hinter der Katastrophe werden nicht weiter beachtet: Warum konnte es zu dem Unglück kommen? Wie effektiv funktioniert die Bergbauaufsicht? Oder spielt der große Profit des Kupfers für Chile eine übergeordnete Rolle? Die vielen Bergarbeiter profitieren wenig in ihrem Arbeitsalltag von den reichen Überschüssen. Und nach wie vor belegt Chile den 2. Platz im Ranking der sozialen Ungerechtigkeiten. Viele der großen neoliberalen Veränderungen der Wirtschaft unter Pinochet wurden nicht rückgängig gemacht.

Die Rettung der Bergleute war ein großes medialer Event mit einem zum Glück guten Ausgang. Aber Veränderungen im Bereich des Mindestlohnes, des Arbeitsschutzes, der Ausbildung, der Gesundheitsversorgung etc. bleiben unberührt.

Am Monat beginnt nun ein neuer großes Streik: Die Metropole Santiago wird durch den Streik der Metroarbeiter lahmgelegt. Auch die in diesem Jahr hungerstreikenden Mapuche melden sich wieder zu Wort. Im Bildungssektor stehen große Auseinandersetzungen im „Colegio de los Profesores“ an, die traditionell ein politisch großes Gewicht haben. Es ist schwierig in einem solch sozial zerklüfteten Land Veränderungen zu erzielen. – Pfarrer Enno Haaks