Vom deutschen Nationalfeiertag spürte man in Leipzig am 3. Oktober nicht sehr viel. Andeutungen in der Sonntagspredigt und dann eine schlecht besuchte Demo-Veranstaltungen am Alten Rathaus, wo es um Folgendes ging: „Was finde ich schlecht an Deutschland…“. Das ist befremdlich und nicht gut! Warum ist es nicht möglich, sich an so einem Tag zu freuen, denn es gibt reichlich Anlaß dazu? Warum feiert man nicht „Schwarz-Rot-Gold“ und ist dankbar für die gewonnene Einheit in Freiheit?

In diesem Moment habe ich an Chile gedacht. Der 18. September ist ein wunderbarer Tag! In diesem Jahr jährte sich dort der 200. Geburtstag. Die Autos fahren mit chilenischen Wimpeln durch die Straßen. In allen Häusern muß die Fahne aufgehängt werden. Die Familien treffen sich zu einem zünftigen „asado“. Der Nationalfeiertag ist ein großes Volksfest, der das ganze Volk eint – und davon lassen sich alle in Chile lebenden Ausländer anstecken. Das hatte Auswirkungen auf die Feierlichkeiten in der „deutschen Kommunität“ am 3. Oktober. Natürlich singt man die Nationalhymne, trifft sich und feiert.

Nach den Erfahrungen in Chile schaue ich neu auf unseren Nationalfeiertag und wie er begangen wird. Ein bißchen „Chile“ täte uns gut! – Erfahrungen aus der Diaspora aus den unterschiedlichsten Bereichen können uns helfen, auch unsere Traditionen neu anzuschauen. – Pfarrer Enno Haaks