„Gleich nach meiner Ankunft habe ich drei Stunden für Benzin angestanden.“ Das berichtet die 32-jährige Pfarrerin Liudmila Hernández
neun Tage nach ihrer Rückkehr in die harte kubanische Realität. „Es fühlt sich
manchmal so an, als seien die sieben Monate nur ein Traum gewesen.“ Sie kehrt
zurück in einer Zeit, in der viele ihrer Altersgenossen den umgekehrten Weg
gehen.
Liudmila Hernández in Leipzig |
In zwei Kirchenkreisen in Brandenburg und in Berlin hat Pfarrerin
Hernández einen pastoralen Austauschdienst geleistet, organisiert vom Berliner Missionswerk, das eine Partnerschaft zur presbyterianischen Kirche in Kuba unterhält. Es war das erste Mal, dass jemand aus der Kirche in Kuba längere Zeit in Deutschland lebte und die Sprache lernte. Liudmila
Hernández übernahm in ihrem Dienst das
gesamte Spektrum der pfarramtlichen Tätigkeiten: Seniorenkreise,
Konfirmandenunterricht, Kinderbibelwoche, Krankenhausseelsorge, Gottesdienste, eine Beerdigung.
Dabei lernte sie auch die Unterschiede zwischen Stadt und Land
kennen: „In Brandenburg erhielt ich zum Dank von den Gemeinden oft Eier, in
Berlin Blumen“, erzählt sie lachend. Das Stereotyp, dass Deutsche kalt und distant seien, kann sie
nicht bestätigen: „Ich war viel unterwegs und habe viel Offenheit, Ehrlichkeit
und Gastfreundschaft erlebt.“ Im Februar nahm sie an der Jahrestagung der
GAW-Frauenarbeit teil und hielt zur Eröffnung des Jahresprojektes einen Vortrag über Kuba.
Pfarrerin Barbara Neubert aus dem Kirchenkreis Steglitz-Lichterfelde
erzählt: „Mit ihrer freundlichen und kommunikativen Art kam Liudmila bei
unseren Gemeindegliedern sehr gut an. Mit vielen Menschen, die
ursprünglich aus der DDR stammen, kam sie über die Gemeinsamkeiten der ostdeutschen und der kubanischen Erfahrung ins Gespräch.“
Pfrn. Hernández und Inge Rühl |
Pfarrerin Cornelia Behrmann begleitete die Pfarrerin aus Havanna im Kirchenkreis
Oderland-Spree. Bei einer Sitzung des Kuba-Beirats des Berliner Missionswerks erzählt sie, wie häufig Liudmila
einsprang, wenn Pfarrerinnen oder Pfarrer ausfielen, und wie selbstverständlich
sie deren Dienste übernahm. „Das hatte für viele deutsche Kolleginnen und
Kollegen Vorbildcharakter“, so Cornelia Behrmann. Tatsächlich war Liudmila Hernández die ganzen sieben Monate sehr stark eingebunden, nicht zuletzt hielt sie zahlreiche Vorträge über ihr Heimatland und fast jeden Sonntag Gottesdienst – und das in einer Fremdsprache.
Pfarrerin Juliane Rumpel, Vorsitzende des Kuba-Beirats und
ehemalige Freiwilligendienstleistende in Kuba, sagte: „Liudmila war die erste
Austauschpfarrerin aus Kuba, aber hoffentlich nicht die letzte!“
Liudmila Hernández selbst fasst ihre Erfahrung so zusammen: „Mein Ziel war es nicht, durch Europa
zu reisen, sondern mehr über die Kirche zu lernen und mein Deutsch zu
verbessern – und den deutschen Winter zu überleben! Das habe
ich geschafft. Für mich war es wunderschön, so viele Menschen kennenzulernen
und die Partnerschaft auf diese Weise wachsen zu lassen.“
Kommentare
Andreas Mönch sagt:
Es ist schade, das ich erst jetzt diesen Beitrag lese, denn sonst hätte ich Frau Hernández unter die Arme greifen können. Ich habe seit vielen Jahren gute Kontakte nach Cuba und unterstütze die Menschen dort.