Bischof Markus Schoch in seiner Videobotschaft |
Bischof Markus Schoch schreibt, wie sich in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Georgien das gemeindliche Leben und die diakonische Arbeit in Zeiten der Coronakrise verändern:
„Die Lage in Georgien ist, zumindest was die offiziellen Zahlen der Infektionen angeht, derzeit noch nicht so dramatisch wie in Deutschland und in Europa. Die Zahlen werden aber auch in Georgien weiter ansteigen. Früh gab es Maßnahmen. So sind schon seit Anfang März alle Kindergärten, Schulen, Kinos, Theater und Museen geschlossen. Das öffentliche Leben lief aber trotzdem weitgehend normal weiter. Zug um Zug wurden Reisebeschränkungen erlassen. Inzwischen sind alle Landesgrenzen geschlossen, auch der Luftverkehr ist komplett eingestellt. Inzwischen ist der Notstand ausgerufen, was das Leben massiv einschränkt.
Als Kirche haben wir versucht, unsere Gemeindemitglieder zu informieren über die Hygieneregeln und sie gebeten, diese auch beim Besuch unserer Veranstaltungen und auch in unseren Suppenküchen einzuhalten. Inzwischen sind jedoch alle unsere Veranstaltungen samt der Gottesdienste abgesagt. Die Suppenküchen mussten geschlossen werden. Es war eine merkwürdige Stimmung, als die Leute am Mittwoch, den 18. März vorläufig zum letzten Mal in die Suppenküche gekommen sind.
Der öffentliche Nahverkehr wurde erheblich eingeschränkt: Es dürfen keine „Marschrutkas“ (Minibusse) mehr fahren, die das eigentliche Rückgrat des Nahverkehrs in Tiflis, aber auch in den Regionen bilden. Es dürfen nur noch Busse fahren und die Metro funktioniert auch noch uneingeschränkt. Alle Geschäfte (außer Lebensmittel und Apotheken), Restaurants und Bars mussten schließen.
Die Einschränkung der Mobilität stellt die Mitarbeiterinnen unseres Häuslichen Pflegedienstes vor große Herausforderungen, da sie auf den öffentlichen Verkehr angewiesen sind, um zu unseren Patienten zu kommen. Wir haben einen Notfallplan erarbeitet um, falls erforderlich, Prioritäten in der Versorgung unserer Patienten setzen zu können: Welche Patienten sind absolut auf unsere Hilfe angewiesen und welche könnten zur Not auch durch Verwandte, Nachbarn oder Bekannte versorgt werden? Damit wollen wir uns darauf vorbereiten, falls die Bewegungsmöglichkeiten in der Stadt noch weiter eingeschränkt werden, oder falls einige unserer Schwestern selbst durch Krankheit oder Quarantäne ausfallen sollten.
Nach der Ankündigung des Notstandes haben wir die monatlichen Lebensmittelpakete in die Gemeinden gefahren, solange das noch möglich ist. So bin ich zusammen mit unserem Fahrer sofort in unsere Gemeinden nach Rustavi, Gardabani und Bolnisi gefahren und habe dabei den Gemeindeleiterinnen in bar auch das vorgesehene Budget der Gemeinden für den Monat April (incl. der Hilfen für soziale Härtefälle) übergeben.
In der Versöhnungskirche in Tbilissi haben wir am vergangenen Sonntag in kleiner Gruppe Lieder aus dem Gesangbuch gesungen, einen Psalm aus der Bibel gelesen und gebetet. Wir haben einen kleinen Video-Gruß aufgenommen, den wir über facebook und eine neu gegründete Whatsapp-Gruppe der Ev.-Lutherischen Kirche Georgiens verbreitet haben: www.youtube.com/watch?v=FdOIyqQvs7s
Über diese Kanäle wollen wir versuchen, mit möglichst vielen Gemeindegliedern in Kontakt zu bleiben. Wir planen, auch am kommenden Sonntag eine Videobotschaft aufzunehmen und zu verbreiten. Außerdem will die Sonntagsschule in Tbilissi einen Film aufnehmen und an die Kinder schicken, um so mit ihnen verbunden zu bleiben. Wer über diese Whatsapp-Gruppe über die weiteren Entwicklungen informiert werden möchte, kann sich gerne bei uns melden, wir können ihn dann mit in den Verteiler aufnehmen.
So leben wir nun von Tag zu Tag und warten die weiteren Entwicklungen ab.
Wir danken allen, die mit uns in Gedanken und im Gebet verbunden sind, so wie wir mit den Menschen in Deutschland und in Europa in Gedanken und im Gebet verbunden sind. Ich grüße Sie mit dem Lehrtext für den morgigen Tag: „Darum lassen auch wir nicht ab, für euch zu beten und zu bitten, dass ihr erfüllt werdet mit der Erkenntnis seines Willens in aller geistlichen Weisheit und Einsicht“ (Kol. 1,9).“
Das GAW versucht unseren Partnerkirchen weltweit durch Gebet, solidarisches Handeln und Spenden zu helfen. BITTE helfen Sie uns dabei: https://www.gustav-adolf-werk.de/spenden.html
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