Assureti – ehemalige luther. Kirche

In Assureti/Georgien wird durch die Kommune vor Ort die ehemals lutherische Kirche saniert. Eine Rückgabe an die lutherische Kirche in Georgien wird es wohl nicht geben. Bischof Schoch sagt: Leider dürfen wir die Kirche derzeit nicht nutzen, während die orthodoxe Kirche schon damit begonnen hat, eine Kapelle dort einzurichten.“

Seit 2017 ist der württembergische Pfarrer Markus Schoch Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Georgien  und dem Südlichen Kaukasus. 

Im Interview im GAW-Magazin „Evangelisch weltweit“ (1/2020) berichtet er von der nicht einfachen Ökumene mit der georgisch-orthodoxen Kirche – insbesondere im Blick auf Kirchengebäude und Fragen der Restitution:

„Wir haben eine sehr gute ökumenische Zusammenarbeit mit Baptisten, Katholiken und den Armeniern in einem de facto Ökumenischen Rat…. Die Orthodoxe Kirche ist ebenfalls dazu eingeladen, kommt aber nicht. Auf der Leitungsebene besteht mit der orthodoxen Kirche ein respektvolles

„Die orthodoxe Kirche hat schon
damit begonnen hat,
eine Kapelle dort einzurichten…“

Verhältnis. Wir werden von dem Patriarchen als Geschwisterkirche wahrgenommen und gelegentlich eingeladen. Für den Alltag hat es aber kaum Auswirkungen. Je weiter herunter in der Hierarchie, desto schwieriger wird es. 

Der Umgang wird aggressiver, wir werden als Sekte bezeichnet. Als im Jahr 2000 in Rustawi ein lutherisches Gemeindehaus gebaut wurde, gab es zunächst große Ängste, bis dahin, dass die Nachbarn fürchteten, krank zu werden. Solche Ängste werden auch von Priestern geschürt. Das ist keine offizielle Politik, trotzdem ist der Alltag oft diskriminierend… 

Kircheninnenraum Assureti

Wir haben keine Unterdrückung und Verfolgung, aber das gesellschaftliche Klima ist nicht immer einfach. Assureti/ Elisabethtal ist ein gutes Beispiel dafür. Die Verwaltung saniert dort aktuell die einstige lutherische Kirche. Wir begrüßen es, wenn das Kirchengebäude von Bewohnern kulturell genutzt werden soll, würden dort aber gern auch Gottesdienste feiern dürfen. Der orthodoxe Priester vor Ort hat mir jedoch ins Gesicht gesagt: Hier wird nie ein lutherischer Gottesdienst stattfinden. Die Stadtverwaltung reagiert auf meine Anfragen und Briefe nicht. Sie hat Angst vor der Macht der orthodoxen Kirche. Inzwischen habe ich auf Umwegen erfahren, dass im Grundbuch bereits das Nutzungsrecht für die orthodoxe Kirche eingetragen worden ist. 

Ich habe das Problem im Patriarchat angesprochen, aber statt zu sagen: Ja, ihr dürft dort


feiern, ist doch eine ehemalige lutherische Kirche, gibt es nur Beschwichtigungen….

Als die georgische Botschaft in Berlin ein Gotteshaus für die georgische orthodoxe Kirche suchte, wandte sie sich an die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. Ich habe den Berlinern über die Situation in Assureti berichtet. Daraufhin haben sie in einem Brief an die georgische Botschaft darauf hingewiesen, dass die selbstverständliche Geschwisterlichkeit zwischen den Kirchen in Deutschland auch auf Georgien zurückstrahlen sollte. Das GAW kann ebenfalls seine Kontakte nutzen.“

Das vollständige Interview lesen Sie unter: 

https://www.gustav-adolf-werk.de/tl_files/ga-blatt-archiv-2/2020/2020_1_georgien.pdf