Hermann Rieß

Vor 50 Jahren stellte der ehemalige Präsident des GAW Hermann Rieß (1914 – 1990; GAW-Präsident 1979-88) vier Punkte zur Diskussion im Blick auf die Weiterentwicklung der Arbeit des Diaspoarwerkes der EKD. Sie waren damals wichtig und spielen heute ebenso eine bleibende Rolle: 

1. Es genügt nicht mehr, wenn sich das GAW nur als Kirchbau-Verein versteht. Das GAW gehört eng mit denen zusammen, die sich in Entwicklungsländern engagieren. Das GAW hat dabei einen besonderen Akzent zu setzen. Brot für die Welt bliebt wichtig für notleidende Menschen. Was aber heißt es, dass der Mensch nicht vom Brot allein lebt?

2. Bei aller notwendigen sozialen Hilfe darf das Missionarische nicht vergessen werden. Wie können wir in den Sozial-Projekten zum Glauben an das Evangelium helfen und den Glauben stärken? 

3. Die lange Tradition des GAW ist wichtig, aber wir müssen auf die beiden genannten Punkte mit unsere Tradition Antworten finden. Wir müssen unseren Auftrag dabei in unsere Zeit und ihre Fragen hinein formulieren. Dazu gehört, dass wir die Situation unserer Partner in ihren Ländern immer besser verstehen. Partner raten: „Entwickelt euch selber so, dass ihr uns besser versteht!“

4. Notwendig sind gute und enge Kontakte zu ökumenischen Netzwerken, Partnerorganisationen und Missionswerken. Denn: Zeugnis und Dienst gehören in das Projekt-Denken hinein und zusammen. da hat das GAW seinen Anteil zu leisten und seine Aufgabe zu erfüllen. Wichtig ist, Partnern Hilfe zu geben, ohne ihnen unsere eigenen Modelle aufzuzwingen. 

(nach: GA-Blatt, 16.Jg., Okt 1970, Heft 4)