Der Berichtband der 8. Vollversammlung der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) ist gerade erschienen. Auf der Vollversammlung wurde das GEKE-Studiendokument „Theologie der Diaspora“ verabschiedet. Prof. Miriam Rose – stellvertretende Präsidentin der Geke -aus Jena schreibt in dem Berichtsband zur Vollversammlung zum Diasporabegriff und einer Theologie der Diaspora folgendes:

„Alle Diasporagemeinden leben in einer Fülle von persönlichen und institutionellen Beziehungen. Das betrifft die Beziehungen am Ort, aber auch Beziehungen zu anderen christlichen Kirchen, zu größeren Gemeinschaften wie die GEKE oder der lutherische Weltbund.

In biblischen und systematisch-theologischen Reflexionen haben wir entdeckt, dass die Fülle an Beziehungen auch die Berufung und Sendung der Diaspora-Gemeinden ist.

Diaspora heißt: ausgestreut  sein. Was ausgestreut ist, ist in vielen Kontexten und an vielen Orten präsent. Das im Studiendokument entwickelte Diasporakonzept begreift den Sinn der Diaspora daher in der Gestaltung von Beziehungsfülle in der Nachfolge Christi.

Christliche Minderheitenkirchen verfügen über ein sehr reiches Beziehungsnetzwerk; ein wichtiges davon ist die GEKE selbst. Auf diese Weise können Kirchen in Konflikten vermitteln, um Verständnis für andere nationale Perspektiven werben und so zum Frieden beitragen. Auf diese Weise sind Minderheitenkirchen Brückenorte vielfältiger Art, zwischen Ost- und Westeuropa, zwischen Konfliktparteien, zwischen Christen und Nichtchristen…

Christliche Minderheitenkirchen sind herausgefordert, das eigene eben christlich-evangelische Profil im Miteinander mit der Gesellschaft, in der sie leben, immer neu zu gestalten. Sie sind dabei auch Akteure, nicht nur Opfer gesellschaftlicher Prozesse. Dabei hilft die Einsicht, dass man das Eigene nur einbringen kann, wo es ein Miteinander gibt, wo man für dieses Miteinander Sorge trägt. Das bedeutet, dass alle evangelischen Gemeinden auch eine gesellschaftliche Verantwortung haben und sich an den gesellschaftlichen und politischen Debatten beteiligen sollen…

Diaspora bedeutet, zur Gestaltung von Beziehungsfülle in der Nachfolge Jesus berufen zu sein. Die eigene Gemeinde kann als Teil einer umfassenderen Gemeinschaft mit gemeinsamen Wurzeln verstanden werden. Das stärkt die Verbundenheit der GEKE-Kirchen. Der Diaspora-begriff kann auf diese Weise zur Erneuerung von evangelischer Identität in ökumenischer Offenheit beitragen.“ 

(aus: „befgreit-verbunden-engageiert, Dokumentationsband der 8.Vollversammlung 2018 GEKE, Miriam Rose, S. 205f)

Der Berichtsband ist zu bestellen unter: https://www.leuenberg.eu/befreit-verbunden-engagiert-liberated-connected-committed/

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