Innenraum der Kirche in Bodonci

Viele evangelische Christen in
Slowenien haben eine besondere Beziehung zu ihren Kirchengebäuden.
Das hat historische Gründe. Die ersten protestantischen Kirchen
aus der Zeit der Reformation wurden in der Gegenreformation wieder zerstört. Die Gläubigen mussten sich in ihren Häusern treffen – und das in der ständigen Angst
vor Entdeckung und Strafe.
Erst nach
dem Toleranzedikt von 1781 durften die Protestanten überhaupt
Kirchen bauen – ein großer Gewinn für sie: Sie konnten
sich selbstbewusst treffen und ihren Glauben in
Gemeinschaft und aller Öffentlichkeit leben. 

Katja Ajdnik ist Pfarrerin in der
Gemeinde in Puconci im Übermurgebiet.
Das Übermurgebiet liegt im
Nordosten Sloweniens, im Dreiländereck zwischen Österreich und
Ungarn und ist die historische Heimat der Protestanten in Slowenien.
Die Kirche von Puconci wurde 1783, gleich nach dem Toleranzedikt, gebaut und ist damit die älteste
evangelische Kirche in Slowenien, wie Pfarrerin Ajdnik stolz erzählt.

Kirche in Gornji Slaveči 

Simona Prosič-Filip
ist Pfarrerin in der Gemeinde Gornji Slaveči,
ebenfalls im Übermurgebiet. Sie erzählt, dass die Kirchen nach dem
Ende der sozialistischen Herrschaft sehr heruntergekommen waren und dringend restauriert werden mussten. Die Regierung Titos hatte die Gemeinden nach dem Zweiten Weltkrieg enteignet und sie dann verfallen lassen. Besonders die Wände der Kirche in Gornji Slaveči waren sehr feucht. Sechs Jahre sammelte die Gemeinde Geld für die Restaurierung. Die Gemeindeglieder wurden gebeten, zur Andacht an die Verstorbenen Geld für die Restaurierung der Kirche zu spenden an
statt Blumen und Kerzen zu kaufen. Eine clevere Fundraising-Methode! Gemeinsam mit einem Kredit von der Kirchenleitung und Geldern aus dem Kulturfonds der Regierung konnte die Gemeinde dann die erforderlichen 220.000 Euro zur Restaurierung aufbringe.

Die Primus-Truber-Kirche in Ljubljana wurde in den Jahren zwischen 1945 und 1990 zweckentfremdet: Hier waren die Werkstätten des Staatlichen Theaters untergebracht. In den letzten Jahren konnten alle protestantischen
Kirchengebäude in Slowenien nun endlich restauriert werden. Die Kirchengebäude wirken innen freundlich und einladend. Nach
außen hin geben sie ein lebendiges Zeugnis für die Jahrhunderte alte protestantische Kirchengeschichte in Slowenien. Den Gemeindegliedern und PfarrerInnen merkt man an, wie wichtig ihnen der Erhalt ihrer Kirchen ist. Pfarrerin Simona Prosič-Filip freut sich: „Mit der Restaurierung haben wir die Voraussetzungen geschaffen, dass unsere Gemeinde auch in Zukunft lebendig bleibt.“