Pastorin Silvia Rapisarda (2.v.l.), Pastor Andreas Latz (1v.r.)

„Für uns als evangelische Gemeinden in Catania war der 18. April 2015 der entscheidende Tag, dass wir gesagt haben: Wir müssen als evangelische Christen mehr tun für die Flüchtlinge, die die lebensbedrohliche Fahrt über das Mittelmeer von Nordarfika nach Italien antreten“, sagt Pastorin Silvia Rapisarda, die die baptistiche und waldensische Gemeinde in Catania betreut. „Gemeinsam mit Pastor Andreas Latz von der lutherischen Kirche in Catania sind wir am 20. April zum Hafen von Catania gegangen, wo die 28 Überlebenden einer der schlimmsten Flüchtlingskatastrophen an Land gekommen sind. Wohl mehr als 800 Menschen sind im Mittelmeer ertrunken.“

„Das hat uns dazu gebracht, gemeinsam zu überlegen, was wir tun können“; sagt Pastor Latz. „Zudem bat der Lutherische Weltbund (LWB) bald danach darum, dass wir als Kirche Zeichen setzen und hat Unterstützung zugesagt.“

In der Wohnung für Flüchtlinge in Catania

Zunächst haben die Gemeinden geholfen, Flüchtlinge zu versorgen, sie zu begleiten bei den legalen Fragen und auch psychologische Hilfe zu organisieren. Bald war aber klar, dass die evangelischen Gemeinden zusätzlich helfen wollten, Flüchtlinge unterzubringen und sie zu unterstützen, sich zu integrieren. Denn: Kommt ein Flüchtling in Sizilien an, dann wird er zunächst in einem Hotspot registriert. Häufig werden hier schon die Flüchtlinge nach Ländern eingeordnet, in der Hoffnung einige zurückschicken zu können. Ist die Registrierung erfolgt, dann beginnt die Verteilung auf die Kommunen in ganz Italien. Hier gibt es für mindestens 90-180 Tage finanzielle Unterstützung. Nun gilt es auf den Bescheid zum Asylantrag zu warten. Fällt der negativ aus, dann müssten sie zurück. Viele tauchen dann aber ab. Wer eine Aufenthaltserlaubnis bekommt – das kann ein halbes Jahr oder auch fünf Jahre sein, muss er/sie sehen, wie es weitergehen kann. Da fehlt es dann an konkreten Hilfen.

Die evangelischen Gemeinden in Catania versuchen hier anzusetzen. Sie haben in der Nähe ihrer Gemeindezentren in der Stadtmitte eine Wohnung gemietet für acht Flüchtlinge, die eine befristete Aufenthaltserlaubnis bekommen haben. Mit Hilfe des LWB und Unterstützung der Kirchen und Gemeinden sollen die Flüchtlinge Sprachunterricht bekommen und versucht werden, ihnen die Chance auf Arbeit zu vermitteln. „Die meisten Flüchtlinge auf Sizilien kommen aus Westafrika – derzeit mit Schwerpunkt aus Gambia. Sie haben auf ihrer oft mehrjährigen Flucht durch den Kontinent Traumatisches erlebt. Hier braucht es auch psychologische Hilfe“, sagt Pastorin Silvia. „Für uns sind es Menschen mit ihren Geschichten. Es sind unsere Nächsten, um die wir uns kümmern müssen. Und wir hoffen, mit unserem Projekt ein Zeichen setzen zu können.“