Weihnachten in Valencia/Venezuela mit Kindern

des Strassenkirnderheimes der luther. Gemeinde

Ein Brief von Pastor Gerardo Hands, Valencia, Präsident der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Venezuela

“Wir leben in Venezuela derzeit sehr isoliert. Viele Menschen im Ausland können sich kaum vorstellen, in welcher Krise wir versuchen müssen zu überleben. Es gibt nur wenige Partner wie das GAW, die sich um uns sorgen.
Die Situation in Venezuela wird täglich schlimmer. Allein im November hatten wir einen Inflationswert von 281 %. Für das Jahr rechnen wir mit einer Ziffer von 800 %. Es ist eine Hyperinflation, die wir erleben und ertragen müssen. Alle Preise  ändern sich permanent. Was wir derzeit dringend brauchen, sind Lebensmittel und Medikamente. An letztere heranzukommen ist
durch die staatlichen Kontrollenso gut wie unmöglich. Der Kauf von Lebensmitteln für unsere Diakoniezentren wie das Straßenkinderheim Casa Hogar und den Kindergarten San Blas in Valencia erledigen wir im Ausland. Auch wenn das teuer ist, so haben wir doch Sicherheit, überhaupt etwas zu erhalten– auch wenn noch Wartezeiten beim Zoll dazukommen.

Diese ganze Versorgungsnot und Unsicherheit haben dazu geführt, dass Mitglieder unserer Gemeinden das Land verlassen. Etliche von ihnen waren nach dem 2. Weltkrieg nach Venezuela gekommen. Jetzt gehen sie entweder zurück nach Deutschland, Argentinien, in die USA, nach Chile oder in ein anderes Land. Aus der lutherischen Gemeinde in Valencia haben 16 Personen das Land verlassen, vier aus Turén, sechs aus Barquisimeto. Und mit Sicherheit sind auch aus Caracas Menschen gegangen.

Es ist für alle Venezolaner schwierig, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Diejenigen, die Familien im Ausland haben, bekommen von dort Unterstützung. Die Hälfte der Venezolaner lebt derzeit mit einer festen Mahlzeit täglich. Nur jeder dritte bekommt drei Mahlzeiten am Tag.

Weihnachten feiern wir in diesem Jahr wieder in großer Unsicherheit. Auch aufgrund der hohen Gewalt im Land. Das hängt mit der desaströsen Lage zusammen. Den traditionellen Weihnachtsmarkt müssen wir in unserer Gemeinde ausfallen lassen. Mit mindestens 2.000 Besuchern war das bisher immer ein wichtiger Ort der Begegnung und eine bedeutende Einnahmequelle für die Gemeinde.

In diesem Kontext spielt Weihnachten für uns eine besondere Rolle. Wir versuchen in der Weihnachtsbotschaft die Freude zu feiern, die uns mit der Geburt Jesu geschenkt ist – trotz allem. Jesus hatte keinen Ort damals. Wir fühlen uns derzeit in diesem Land genauso . Wie können wir in Zukunft hier leben? – Jesus lehrte uns, im Leben zu teilen. Das versuchen wir auch zu leben. Das Kommen Jesu und sein Leben sind für uns eine Quelle der Inspiration, zu lieben, zu teilen – und das auch inmitten einer schlimmen Situation wie hier. Und letztlich nehmen wir im Feiern des Weihnachtsfestes das vorweg, was uns verheißen ist: die neue Geburt in Gott!

Es gilt für uns alle:

Es kommt Weihnachten …

Die Stärke erweist sich im Schwachen

Die Weisheit in dem Skandal

Das Unsichtbare im Sichtbaren

Die Reife in einem Kind

Die Herrlichkeit im Verborgenen

Die Aufgenommen werden im Verlassen sein

Gott wird Mensch

Wir wünschen Euch im GAW – unseren Freunden – Frieden und ein gesegnetes Weihnachtsfest! Denkt an uns und betet für uns!

Und danke für eure Solidarität!

Pastor Gerardo Hands“


P.S.: Das GAW schickt noch vor Weihnachten eine Unterstützung für die beiden Diakoniezentren der lutherischen Gemeinde, damit Lebensmittel gekauft werden können. 

In diesem Jahr haben wir mit der GAW-Kindergabe für das Strassenkinderheim gesammelt.