Bischof Dr. Martin Kruse – Ratsvorsitzender der EKD von 1985 bis 1991- äußerte sich zu den Herausforderungen der Diaspora folgendermaßen: 

„In der Diaspora lernt man, das Kleine wichtig zu nehmen und sich nicht auf das Großartige und das, was alle denken und tun, zu verlassen. Es kommt ganz wesentlich auf die Befestigung des Glaubens an, bei dem man vor allem den einzelnen und auch die einzelne Familie im Blick haben muss.

Das zweite: In der Diaspora muss man sich sputen und muss in dem weit gespannten Feld seine Kraft sehr viel überlegter einsetzen als in den Mehrheitsverhältnissen, wo man sich noch stärker auf festgefügte Strukturen, z. B. den Stellenplan, verlassen kann oder jedenfalls meint, sich darauf verlassen zu können. Diese Intensität und der erforderliche persönliche Einsatz in der Diaspora sind mir immer vorbildlich gewesen für das Tun eines Pfarrers. Ich habe in der Diaspora gelernt, wie wichtig die Einsatzbereitschaft und die Umsicht kirchlicher Mitarbeiter sind, so wenig hauptamtliche Mitarbeiter auch da waren. 

Und das dritte: Die Diaspora lebt von den sogenannten Laien. Wir lebten in Linz von der Einsatzfreude unseres Kurators, der eine Menge von organisatorischen Dingen den Pfarrern abnahm. Ich bin ja als Vikar des Superintendenten von Linz in Oberösterreich, Salzburg und Tirol viel herum gekommen und habe sehr unterschiedliche Gemeinden kennengelernt. Aber ich habe immer gemerkt: dort, wo es eine Handvoll engagierter Laien gab, die ein gut Teil ihrer Kraft in die Gemeinde investierten, dort war die Gemeinde gut dran. Und wo das fehlte, konnte es durch die Kraft des Pfarrers nicht ersetzt werden.“