„Wann immer Christus unser Zentrum ist, wann immer er kommt, ist der Sammelpunkt nicht mehr ein historischer Ort, soviel dieser Ort auch darstellen mag. Daß Jesus Christus in Jerusalem (dies für den geographischen Ort) unter Pontius Pilatus (dies für die Zeit) gekreuzigt wurde, darüber wird niemand hinwegsehen können. Der Sammelpunkt aber ist die eschatologische Parusie, und wir gehen darauf zu. So ist es nicht erstaunlich, dass das Neue Testament schon bald die messianische Gemeinde als eine exzentrische Gemeinschaft ansah. Sie war an einen Messias gebunden, für den es keine Grenzen gibt; sie hatte also gewissermaßen keine Basis mehr, keinen Ort, an den sie sich zurückziehen konnte, keine Mauer für ihre Träume. Die Kirche ist eine Gemeinschaft, die zerstreut, ausgesät werden soll (Diaspora kommt von dem Verb „diasporein“ = säen = eine Saat aufgehen lassen) in der ganzen Welt. Die Begrüßung der Epistel des Jakobus ist dafür typisch: „An die zwölf Stämme, die in der Diaspora leben.“ Es gibt also keinen Stamm, der im Land (in welchem Land?) verblieben wäre, während die anderen den Fluch der Diaspora kennen. Bis zum Kommen des Menschensohnes ist die Diaspora die Lebensbedingung des Christen schlechthin.“ (Michel Bouttier, EvDia 1080)