Ruta und Arunas
Sandora in Kretinga

„In Kretinga lebten vor einigen Jahren noch 25.000 Menschen,“ erzählt Ruta Sulskiené. Sieist Kunstlehrerin und leitet ehrenamtlich die Kinder- und Jugendarbeit
der lutherischen Kirche in Litauen. Inzwischen sind es wohl nur noch ca.
20.000. Gründe sind z.B. die Arbeitsmigration. Ruta investiert viel
Zeit für ihr Ehrenamt. In den Sommermonaten gehören die verschiedenen
Sommercamps dazu. Ihr Mann Arunas Sulskis ist Sozialarbeiter bei der
Stadt und ist verantwortlich für die Arbeit mit Behinderten. Nebenbei
arbeitet auch er für die lutherische Kirche. Er ist Leiter von „Sandora“
in Kretinga. „Sandora“ bedeutet „Der Bund“ und steht in Litauen für die
Diakonie der Kirche. Verantwortlich dafür ist Pastor Mindaugas Kairys,
ehemaliger Stipendiat des GAW. In Kretinga wird von der Diakonie ein
Sozialzentrum errichtet. Dafür hat das GAW im Jahr 2011 gesammelt. Mit
dieser und anderen Mitteln konnte damit ein altes und völlig
heruntergekommenes Haus gekauft werden. Schritt für Schritt wurde und
wird es wieder hergerichtet. Von außen sieht es noch schlimm aus.
Innendrin ist es jedoch schon gut hergerichtet, so dass die Diakonie
endlich eigene Räume im Ort hat. Im Gemeindehaus war nicht genügend
Platz. Nun kann wieder das gemacht werden, wofür die Diakonie steht:
häusliche Pflege, Treffpunkt für Senioren, Hilfe für Arme und
Bedürftige, Arbeit für Kinder und Jugendliche.

Ziel
ist es, dass das Zentrum sich erweitern kann für verschiedenste
Aktivitäten der Diakonie, Gästezimmer anbieten kann und auch als
Jugenddtreff dienen kann.

Gerade
Jugendliche brauchen dringend Aufmerksamkeit – nicht nur von der
Kirchengemeinde, die das alleine nicht leisten kann, denn zur Gemeinde
gehören nur ca. 400 Mitglieder. Aber exemplarisch will die Kirche ein in
der Gesellschaft dringend zu beachtendes Thema ins Bewußtsein heben:
verlassene Kinder und Jugendliche – sog. „Eurowaisen“. Dabei geht es um
Kinder und Jugendliche, deren Eltern ins Ausland gegangen sind nach
Irland, Großbritanien, Schweden oder Deutschland, um dort Geld zu
verdienen. Einige senden Geld nach Hause zu ihrer Familie, damit es den
Kindern ökonomisch besser geht. „Es kommt vor, dass einige im Vergleich
zu anderen tolle Klamotten anhaben und manchmal damit angeben, aber in
Wahrheit sind sie vereinsamt, weil die Eltern nicht da sind,“ sagt
Pastor Mindaugas Kairys. „Die Großeltern oder Verwandten sind oft mit
diesen Kindern überfordert. Und auch der Staat will das Problem, das uns
da heranwächst, nicht thematisieren, denn auch die Arbeitslosigkeit ist
gesunken durch die Migration und Geld fließt aus dem Ausland zurück. In
Kirche versuchen wir an kleinen Punkten anzusetzen, Bewußtsein zu
entwickeln, wie mit Suppenküchen für Kinder verbunden mit
Hausaufgabenhilfe oder wir versuchen im Konfirmandenunterricht darauf zu
achten.“ Die Kirche und ihre Diakonie will bei dieser vielschichtigen
Problematik an der Seite der Menschen stehen und sich mit anderen
gesellschaftlichen Kräften zusammentun. – Enno Haaks