Rechts Mindaugas Kairys

„Man spürt es, dass die Einwohnerzahl in Litauen sich in den vergangenen Jahren spürbar verringert hst,“ erzählt Pastor Mindaugas Kairys. Seit dem Ende der Sowjetunion geschah das kontinuierlich. 1992 lebten knapp über 3,7 Millionen Einwohner in Litauen. 2000 waren es noch 3,5 Millionen, und 2012 werden 2,98 Millionen angegeben Zu diesem Rückgang trägt die Abwanderung ebenso wie der Sterbeüberschuss bei. Die Geburtenrate kann das nicht auffangen. Die Gründe liegen in erster Linie in der ökonomischen Situation. Es fehlt im Land Arbeit, die dann auch noch gut bezahlt ist. So verlassen viele Menschen das Land, um ein besseres Auskommen zu haben. Nun ist es aber nicht so, dass eine ganze Familie das Land verlassen. Oft bleiben Elternteile zurück mit entsprechenden Folgen wie Entfremdung und Auseinanderleben innerhalb der Familienstruktur. Oft bleiben Kinder zurück, die, wenn es gut geht bei den Großeltern leben können. Es gibt aber auch Situationen, wo sie bei Fremden bleiben oder sich ganz allein überlassen sind. „Der Staat gibt darüber keine Zahlen an,“ sagt Kairys. „Er hat auch kein Interesse daran, denn dann müsste er auf verschiedenen Ebenen beginnen zu handeln.“ Er nennt das Problem der Krankenversorgung. Muss ein Kind zum Arzt und kann kein Elternteil mitbringen, dann müsste die Jugendhilfe eingreifen. „Dann müssten auch Kinder und Jugendliche in Heime gebracht werden,“ sagt Kairys. „Der Staat ist nicht sensibel für diese komplexe Thematik, denn sie würde Kosten verursachen und ein schwieriges Bild der Gesellschaft zeigen, was man nicht unbedingt will.“ Gut ist es, wenn im Ausland arbeitende Eltern wenigstens Geld nach hause senden zu den Großeltern. Denn die haben oft nur sehr geringe Renten. „Wer 45 Jahre gearbeitet hat bekommt nur 200 Euro. das ist sehr wenig. Die staatliche Mindesrente liegt bei 90 Euro. 10% der Rentner muss damit auskommen,“ erläutert Kairys. Der Staat hat vor Kurzem eine Statistik erhoben zur Präsensz der Schüler in den schulen und eine sehr hohe „Schulschwänzerrate“ festgestellt. Das ist auch eine Problematik, die der Dikonie der lutherischen Kirche aufgefallen ist und worauf sie gerne reagieren will. „Wir können als Kirche nur kleine Zeichen setzen, denn wir sind eine Diasporakirche,“ sagt Kairys. „Aber wir wollen das Thema benennen und auch konkrete Hilfen anbieten!“ Dafür wird sich die Frauenarbeit des GAW im kommenden Jahr einsetzen. – Enno Haaks