Dr. Freddy Elbaiady gestern in Kairo

Am gestrigen Nachmittag schrieb Dr. Freddy Elbaiady auf Facebook vom Takhir-Platz in Kairo/Ägypten: „Egyptian multitudes gathering around the presidential palace , furious but peaceful . Proud to be Egyptian!“ Dann am Abend sendete er: „Wir haben es erneut geschafft!“ Präsident Mursi wurde abgelöst. Das war für viele befreiend. Gleichzeitig wuchs die Spannung, ob die Gegner und Anhänger Mursis aufeinander los gehen würde. Die Situation ist angespannt. Besonders für die Christen. Das wurde deutlich in einem Bericht des gestrigen Abends. Es wurde gesagt, dass einige Muslimbrüder hinter den Demonstrationen eine christliche Verschwörung sähen. 

Dr. Freddy Elbaiady ist reformierter koptischer Christ und sitzt nach der vorherigen Wahl im ägyptischen Parlament. Dort hat er durch sein Eintreten für die Grundrechte – insbesondere die Religionsfreiheit – sich nicht nur Freunde gemacht. Er sagt: „Nach 2011 haben schätzungsweise 200.000 koptische Christen das Land verlassen. Christen werden bedrängt, Kirchen sind angezündet worden und bauen dürfen wir nicht mehr,“ fährt er fort. „Wir erleben, wie Christen, die seit jeher die ägyptische Gesellschaft mitgeprägt haben, an den Rand gedrängt werden.“ Ca. 10 % der Bevölkerung gehören der koptischen Minderheit an. Davon gehören 1% zur Presbyterianischen Kirche, die sich im 19. Jahrhundert im Land etablierte. Sie unterhält Schulen und Krankenhäuser. Im Jahre 1958 wurde sie eine selbständige Kirche. Dr. Freddy Elbaiady ist verantwortlich ist
für ein Krankenhaus, das getragen wird von einer kleinen reformierten
Gemeinde in El-Quanatir, das ca. 25km nördlich von Kairo liegt. Dieses Krankenhaus wird im kommenden jahr durch das GAW gefördert durch den Fonds „bedrängte und verfolgte Christen“.

Weltweit werden immer mehr Menschen bei der Ausübung ihres Glaubens
bedrängt. Zu diesem Ergebnis kommt der erste „Ökumenische Bericht zur
Religionsfreiheit von Christen“, der diese Woche von der Evangelischen
Kirche in Deutschland (EKD) und der katholischen Deutschen
Bischofskonferenz in Berlin vorgestellt wurde. „Christen sind besonders dort gefährdet, wo sie gesellschaftlich in einer Minderheitenposition sind und in einem autoritär regierten Staat leben,“ sagt ein Verfasser der Studie. Mit Vorsicht werden Berichte eingestuft, die von einem sog. „Weltverfolgungsindex“ ausgehen. „Wissenschaftliche Redlichkeit gebietet es, anzuerkennen, dass alle diesbezüglichen Schätzungen sowohl angesichts fehlender oder ungenauer Informationen als auch wegen der Komplexität der Situationen nur schwer belegbar sind,“ heißt es in dem Bericht. Nicht in jedem Fall haben Verfolgung und Diskriminierung rein religiöse Motive.