Maria berichtet vom Erdbeben

„Bis zu dieser Höhe kam die erste Tsunamiwelle“, berichtet Maria und bittet mich meinen Arm nach oben zu strecken. „Bis zur Hand von Pastor Enno!“ Es ist kaum zu glauben! Aber vorstellbar wird es, wen man durch die Straßen von Talcahuano geht. Talcahuano liegt in der Nähe von Concepción – ungeschützt am Meer. Das Erdbeben und der Tsunami, der ca. 50 min später als das Beben über die Stadt rollte, haben sehr vielen Menschen hier alles genommen. Viele Häuser waren komplett weg durch die Welle und die Trümmer. Zudem gab es viele Schiffscontainer, die aus etlicher Entfernung mitgeschliffen wurden und Zerstörungen anrichteten.

Maria berichtet weiter: „Als das Erdbeben in Haiti kam, habe ich irgendwie gespürt, dass uns das auch geschehen kann. Ich habe meinen Kindern beigebracht, was wir dann tun müssen.“ Sie erzählt von den schrecklichsten Stunden ihres Lebens. Die Familie flüchtete auf einen Hügel und wartete ab. Zu sehen war nichts. Es gab kein Licht mehr. Zudem herrschte dichter Nebel. Man hörte nur heftige Geräusche wie von einem langen entgleisenden Güterzug. „Das waren die Container und der Müll und Schiffe, die durch die Stadt gefegt wurden!“ Am Erschütterndsten war für sie der Rückkehr zu ihrem Haus: „Es war kaum noch etwas Brauchbares da. Das Beben hatte das Haus geteilt, die Welle unser Hab und Gut herausgeschwemmt. Was irgendwie verwertbar war, hatten die Nachbarn geklaut. Das war schlimm.“ 

Kurz darauf hat sie mit der Heilsarmee und der lutherischen Kirche angefangen, anderen zu helfen. Maria wurde Leiterin einer Suppenküche und kochte monatelang für die Erbebenopfer. Pastor Carlos Camano und andere aus seiner Gemeinde im benachbarten Hualpen halfen, so gut sie konnten. Besonders die seelsorgerliche Begleitung war wichtig. „Wir haben viel geredet“, sagt Carlos, „damit die Menschen ihre Traumatisierungen bearbeiten konnten.“ Noch heute trifft sich eine Gruppe von ca. 15 Frauen, die damals zu denen gehörten, die anpackten und solidarisch waren. – Pfarrer Enno Haaks