„Wo kommen Sie her? Und was machen Sie,“ fragt der Taxifahrer in Lima, der mich zum nächsten Treffen fährt. „Ich komme aus Deutschland und bin lutherischer Pastor,“ antworte ich. „An was glaubt ihr? Glaubt ihr an Gott?“ fährt er fort. Schnell ist klar, dass er noch nie etwas von einer lutherischen Kirche gehört hat. Ich erzähle ihm kurz von der Geschichte der lutherischen Kirche, von Martin Luther… „Ah – Martin Luther King!“ unterbricht er mich. „Nein,“ antworte ich, „dieser Martin Luther lebte viel früher im 16. Jahrhundert und war katholischer Mönch.“ Die Unterhaltung geht weiter und wir sprechen über Gemeinsamkeiten zwischen beiden Kirchen, aber auch den Unterschieden. Er selbst ist Katholik: „Man muss an etwas glauben. Nur selbst gehe ich nicht so oft in die Kirche. Ich finde vieles in meiner Kirche scheinheilig. Wichtiger ist, im Alltag das zu leben, was in der Bibel steht und geboten ist,“ sagt er. Da kommen wir uns näher!

In Lateinamerika kommt das immer wieder vor. Wenig weiss die meist katholische Mehrheit von der lutherischen Kirche. Schnell fragt man, wie der Taxifahrer: „Seid Ihr eine Sekte? Oder Evangelicós?“ 

Auf der anderen Seite wird immer wieder deutlich, wenn man ins Gespräch kommt, wieviele Chancen gerade die lutherische Kirche haben könnte, wenn sie sichtbarer und erkennbarer wäre – vor allen Dingen bei enttäuschten Katholiken oder auch bei nach Bildung und Vernunft fragenden Evangélicos. Nur – viele der luthrischen Kirchen sind klein, wie in Peru oder Chile, Venezuela oder Kolumbien. Brasilien ist da eine Ausnahme und auch unsere argentinischen Partner sind ein bisschen stärker. Die geringe Grösse verhindert oft eine weitere Ausstrahlung. Und doch ist es immer wieder beeindruckend, wie durch ihr sozial-diakonisches Engagement diese kleinen Kirchen auch nach aussen wirken. – Pfarrer Enno Haaks