In großer Deutlichkeit kritisierte der Münsteraner Theologe Johann Baptist Metz jüngst die Seelsorgeplanung seiner katholischen Kirche. Durch die Bildung „monströser Großraumpfarreien“ werde der „Beteiligungsschwund“ der Gläubigen immer mehr vergrößert, bemängelte Metzim Januar 2012 bei einem Vortrag. Die Folge seien wachsende „Anonymität und Konfusion“. Dabei wäre es wichtig, dem Erfahrungsaustausch der Gläubigen untereinander Raum zu geben und sie religiös mündig werden zu lassen, betont er. Gemeinden müssten künftig „lernbereite Erzählgemeinschaften“ sein. Der 83-Jährige zählt zu den wichtigsten katholischen Theologen in Deutschland. Der Priestermangel in Deutschland ist sicherlich einer der Gründe der Fusionierungen.

In der katholischen Kirche ist diese Tendenz scheinbar noch extremer als in der evangelischen Kirche. Jüngst kritisierte ein Oberkirchenrat der EKD die kleinen und überschaubaren Einheiten der Ortsgemeinden, um gleichzeitig den Wert großer Fusionsprozesse herauszustellen. 

Größe heißt eben genau auch das, was Metz anmahnt: es geht Beziehung verloren, Verantwortungsbewußtsein, Freiweilligkeit, Engagement, Erfahrungen, Erzählungen.Größe heißt auch Anonymität. Die Menschen wissen nicht mehr voneinander. Das darf aber nicht die Konsequenz von Kirchenreformbemühungen sein. Die leitende Frage muss sein: Wie kann die Basis gestärkt werden, denn Kirche baut sich von unten! Die übergeordneten Strukturen haben dem zu dienen. Gerade als Diaspoarwerk der EKD können wir vom Wert der kleinen Einheiten erzählen. Wir können Geschichten und Erzählungen beisteuern, wie gerade in einem Diaspoarkontext die evangelische Identität gestärkt wird. – Pfarrer Enno Haaks