An den 11. September 2001 kann ich mich gut erinnern: Es war mein erstes Jahr in Chile. Ich war gerade im Büro der Verwaltung unserer diakonischen Zentren, da rief mich jemand an und sagte mir: „Schalt den Fernseher an!“ Und dann sahen wir gemeinsam, wie ein Flugzeug in den zweiten „torre“ flog. All die grausamen Bilder haben sich im Kopf festgesetzt. Abends traf sich die Gemeinde zum stillen Gebet. Es fehlten die Worte.

Zum 10. Mal jährt sich der Jahrestag. Der Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes Pfarrer Martin Junge schreibt dazu: „Zehn Jahre schmerzt es mich immer noch, wie viele negative Folgen diese Ereignisse ausgelöst haben und wie viele unschuldige Menschen leiden mussten. Tragischerweise fielen viele, die sich gegen diesen terroristischen Akt gewandt haben, selbst einem vereinfachten Feindbild zum Opfer. Aus Angst und auf der Suche nach Sicherheit haben viele Menschen ihren moralischen Kompass verloren und ließen es zu, vom Bösen überwunden zu werden. Und anstatt die Spirale der Gewalt zu durchbrechen, drehte sie sich weiter. So kamen die Schmerzen von Tausenden und Hunderttausenden noch zu den Schmerzen des 11. Septembers dazu“. Junge mahnte an, den Jahrestag als Gelegenheit zu nehmen, sich an alle Opfer von Gewalt und Krieg zu erinnern und für sie zu beten. Für die in den Medien erwähnten aber auch für die vielen anderen, die im Verborgenen leiden. Wenn man frage, wie die Spirale von Hass und Gewalt überwunden werden könne, so seien für ihn die einzigen Schlüssel zu einer Lösung Dialog, Versöhnung und Zusammenarbeit.

Neben dem Gedenken an die Opfer und die Folgen des 11.9.2001 kommt in Chile das Gedenken an die Opfer und Folgen des 11.9.1973 hinzu. Chile hat offiziell anerkannt, dass weit mehr Menschen als bisher angenommen zu Opfern der Militärdiktatur im Land geworden sind. Eine Regierungskommission hob die Zahl in diesem Jahr auf 40.000 an. Darin sind jene, die gefoltert oder wegen ihrer politischen Einstellung inhaftiert wurden, genau so enthalten, wie die 3.065 Menschen, die von den chilenischen Streitkräften während der Diktatur von Augusto Pinochet (1973-1990) getötet wurden oder verschwanden. Die Gesellschaft ist nach wie vor tief gespalten. Davon zeugen die derzeitigen Demonstrationen im Land. – Pfarrer Enno Haaks

P.S.: Der 11.9.2011 hat in den USA dazu geführt, Bankkonten von Terroristen aufzuspüren. So stieß man u.a. auf ein Konto von einem sog. John Long. Dahinter verbargen sich Gelder Pinochets, die er aus Chile in die USA transferiert hatte. Geklaute Gelder.