Die kleine venezolanische lutherische Kirche ist noch nicht alt. In den 80er Jahren wurde sie gegründet. Die Pfarrer der deutschen Gemeinde San Miguel waren anfangs die Pastores Presidentes. Inzwischen wurde vor zwei Jahren Guillermina Chaparro zur Pastora Presidenta gewählt. Auch ein Zeichen, dass die IELV in Venezuela zu Hause ist. Guillermina ist Pastorin in Barinas in einer Gemeinde die sowohl aus der Initiative der San Miguel-Gemeinde wie der finnischen Mission entstanden ist. Selbst kann diese Gemeinde nicht existieren. Es gibt gute Ansätze, indem sie eigene Mittel durch ein Internetcafé und die Vermietung des Pfarrhauses erwirtschaftet. Die Gemeindeglieder kommen allesamt aus armen Verhältnissen und können kaum etwas aufbringen.

Die San Miguelgemeinde, die Ende des 19. Jahrhunderts aus deutschen Einwanderern entstand, hat immer noch genügend eigene Mittel, um das Gemeindeleben zu gestalten. Zudem arbeitet der Pfarrer in der deutschen Schule als Religionslehrer. Dafür erhält die Gemeinde das entsprechende Lehrergehalt. Auch in San Miguel wird es in Zukunft nicht einfacher. In welche Richtung will man wachsen, um nicht immer weniger zu werden?

Und: Wie leben die aus der Missionsarbeit und aus der Einwanderung hervorgegangenen Gemeinden, die so unterschiedlich sind, miteinander Kirche? Soll man zusammenbleiben? Soll man sich trennen, obwohl man auch zusammen so klein ist? Wie versteht die IELV ihre Missionarbeit und wie integriert sie sie in ihre Kirche? Missionskirche oder Diasporakirche – was ist das und kann man das voneinander trennen?  Welchen Weg wird die Kirche einschlagen?

Am Beispiel der venezolanischen Kirche erlebt man ein Stück das spannungsreiche Mit- oder Gegeneinander zwischen Mission und Diaspora. – Pfarrer Enno Haaks