Galina ist Lektorin in der lutherischen St.-Paul-Kirchengemeinde in Odessa. Erst seit anderthalb Jahren gehört sie der Gemeinde an. „Ich war auf der Suche. Nach dem brutalen Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine hat sich unser Leben verändert. Alles wurde unsicherer“, sagt sie. „Vorher gehörte ich zur Russisch-Orthodoxen Kirche. Nach dem Überfall auf die Krim 2014 habe ich mich der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche angeschlossen. Aber es fehlte mir etwas. Ich wollte die Bibel nicht mehr alleine lesen“, fährt sie fort. Schließlich fand sie die lutherische Gemeinde und fühlte sich aufgehoben. Sie hatte das Gefühl, hier einen guten Grund für ihren Glauben zu haben. Im Juni 2023 ließ sie sich konfirmieren. Danach machte sie eine achtmonatige Lektorenausbildung und gehört inzwischen zu den Stützen der lutherischen St.-Paul-Gemeinde.
Galina hat Verwandte in Russland. Hin und wieder telefoniere sie noch mit ihnen. Aber offen über den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine sprechen sei nicht möglich. Der Krieg hat die beiden Völker brutal auseinandergerissen.
Galinas Geschichte ist eine unter so vielen Beispielen, was der Krieg mit den Menschen macht.
Die St.-Paul-Kirche in Odessa gehört zur Deutschen Evangelisch-Lutherischen Kirche in der Ukraine. Sie zählte bis 1918 zu den größten evangelischen Kirchen im Russischen Kaiserreich. Das 1976 durch Brandstiftung zerstörte Gebäude wurde seit 2005 als Kirche und Deutsches Zentrum St. Paul wieder aufgebaut und 2010 eingeweiht. Insbesondere die Bayrische Landeskirche hat den Wiederaufbau gefördert. 50 Mitglieder sind derzeit in der Gemeinde registriert. 40-50 Personen kommen zum Gottesdienst. Früher seien es 500 gewesen.
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