Bei der Wahl in Argentinien vor zwei Wochen wurde der als rechtspupulistisch geltende Javier Milei zum Präsidenten gewählt. Wenn er seine politischen Ankündigungen wahrmacht, steht das Land vor großen Umwälzungen. Claudia Lohff-Blatezky leitet die Kindertagesstätten für Kinder aus Armenvierteln in Quilmes in Buenos Aires. Sie schreibt:

„Wir blicken in dieser Adventszeit mit großer Sorge in die Zukunft. Am 10. Dezember tritt eine Regierung an, der es bislang sehr schwer gefallen ist und weiterhin fällt, sich auf bestimmte Personen für die wichtigsten Regierungsposten zu einigen. Das liegt an vielen Faktoren. Vor allem ist es ja immer viel einfacher, mit grober Kritik, Angriffen und Anschuldigungen die Unzufriedenen um sich zu scharen, als tatsächlich konstruktive Vorschläge und Projekte zu entwickeln.

Die ultra-neoliberalen Parolen von der Privatisierung staatlicher Betriebe und regionaler Infrastrukturen wie Krankenhäuser, Energieversorgung, Kulturschaffen und Forschung bedeuten den Verlust von unzähligen Arbeitsstellen, aber auch – wieder einmal – die Intention, Argentinien im globalen Gefüge auf den Stand eines puren Rohstofflieferanten zurückzuschrumpfen. Keine neue Idee, aber jedes Mal, wenn diese Konzeption in den letzten 80 Jahren die Oberhand gewonnen hat, sind für die Mehrheit der Bevölkerung schwere Zeiten angebrochen. Denn es bedeutet schlicht, dass den einkommensschwachen Schichten der Zugang zu Gesundheitsversorgung, Erziehung und Kultur massiv erschwert, ja sogar gänzlich genommen wird.

Kinder beim Schmücken des Baumes
zur Vorbereitung auf die Adventszeit

Was die neue Situation für unsere Kindertagesstätten bedeutet, wissen wir noch nicht. Aber wir sind zutiefst beunruhigt. Erst nach und nach wird sich herausstellen, wie im Einzelnen die wortgewaltigen Wahlkampfparolen in den Alltag umgesetzt werden, und welche Konsequenzen für unsere Arbeit und unser Leben daraus erwachsen werden.

Wenige Tage vor der folgenschweren Stickwahl am 19. November erhielten wir aber auch eine sehr ermutigende Nachricht: Nach jahrelangem Immer-Wieder-Vorstelligwerden hat die Schulbehörde den staatlichen Zuschuss für die Erziehrinnengehälter im Kindergarten endlich auf 100 Prozent erhöht! Die Höhe dieser Gehälter wird tariflich festgelegt und war bisher deshalb immer wieder ein Motiv der Sorge um die nötigen Mittel. Die Aufstockung auf 100 Prozent enthebt uns ab jetzt zumindest dieser Sorge.

Wir wünschen Ihnen von Herzen, dass aus Quilmes auch ein Weihnachtsschimmer bis zu Ihnen leuchten möge!“