Mehrere Male fuhr Pfarrer Wladimir Tatarnikow aus Grodno im Winter zu einer Lagerhalle, die unweit von der polnischen Grenze liegt. Hier waren monatelang Flüchtlinge untergebracht worden. Es waren vor allem Menschen aus dem Irak, Syrien und Afghanistan, die hier festsaßen. Die Geflüchteten waren und sind Spielball in den Händen des belarussischen Diktators. Zuletzt waren etwas mehr als 1.000 Menschen, die in der Lagerhalle ausharren mussten. Ende März zwangen belarussische Soldaten sie, die Lagerhalle zu verlassen. Seitdem versuchten etliche von ihnen, die schwer bewachte Grenze zu überwinden. Es gibt Berichte, dass die belarussischen Soldaten gedroht hätten, sie in die Ukraine zu bringen, wenn sie nicht nach Polen gehen. Es ist schlimm für diese Menschen – jetzt zusätzlich durch den Krieg in der Ukraine. Sie werden kaum noch beachtet, sind aber im Land. Wie viele?  Genaue Zahlen gibt es nicht.

Pfarrer Tatarnikow in Witebsk

„Einige von ihnen waren bei uns in der Kirche. Wir haben ihnen Kleidung und Essenstüten gegeben. Sie verstecken sich in den Dörfern“, berichtet Pfarrer Tatarnikow. „Zudem helfen wir jetzt vermehrt ukrainischen Flüchtlingen. Wir haben fünf Familien in Witebsk und  50 Menschen in Grodno geholfen. Mit dem Roten Kreuz und der Stadtverwaltung beraten wir über die Hilfe für Migranten aus der Ukraine. Derzeit kommen sie vermehrt hier an. Wir versuchen Lebensmittel und Kleidung zu verteilen.“

Inzwischen sollen nach offiziellen Angaben 30.000 Ukrainer:innen in Belarus sein.

Das GAW unterstützt die lutherischen Gemeinden in Belarus bei ihrer Hilfe für die Flüchtlinge.