„Wir leben in großer Sorge,“ schreibt Katherina, Sekretärin von Bischof Pavel Schwarz von der Deutschen Evangelisch-Lutherischen Kirche in der Ukraine (DELKU). „Sorge um die Situation, unser Land und um uns selbst. Sollen wir bleiben oder nicht? Diese Frage treibt uns um. Wir beten und vertrauen darauf, dass Gott uns helfen wird und allen Politikern Weisheit geben wird, das wir wieder in Frieden leben können.“Bleiben oder gehen … – „Es gibt Menschen auf der Flucht Richtung Rumänien, Bulgarien, Moldawien. Bischof Schwarz hat seine Frau, die eine Polin ist, und seine Kinder in die Westukraine gebracht,“ so berichtet Alexander Gross, lutherischer Pfarrer in Odessa. „Am Freitag oder Samstag – so es denn möglich ist – will er in Charkiw zurück sein bei seiner Gemeinde,“ so Gross.
Und er berichtet dann: „Es gab Schüsse in Odessa, derzeit ist alles ruhig. Die Läden sind alle leergekauft. Es gibt auch kein Benzin an den Tankstellen. Wir hoffen auf Nachschub.“ Und er sagt offen: „Putin hat es geschafft, Menschen in Panik zu versetzen. Wichtige strategische Infrastruktur hat er angegriffen und teils zerstört. Aber: Er hat es trotz Ankündigung bis jetzt nicht geschafft, Kiew einzunehmen. Man hört von abgeschossenen Flugzeugen und Hubschraubern. Jede Seite hat da ihr Narrativ. Unklar ist es deshalb auch, wieviel Opfer zu beklagen sind. Man spricht von mindestens 100 Toten.“ Und es ist für Gross wichtig zu betonen: „Es gibt eine Menge informierter Russen, die kein Verständnis für Putins Handeln haben. Die Propaganda, Ukraine sei kein Staat, ist eine Frechheit. Und dennoch gibt es Menschen, die es glauben.“ Enttäuscht äußert er sich über die bisherige Haltung der orthodoxen Kirchen. Deshalb war er überrascht, als der zuständige Bischof des Moskauer Patriarchats in der Ukraine sich heute für die Ukraine eingesetzt hat. Man müsse für „unsere ukrainischen Soldaten“ beten. In der Ukraine sei das eine Überraschung gewesen.
Wichtig sei es, dass das System „Putin“ und sein Machtrausch Menschen auf der einen Seite manipulieren, andererseits indifferent werden lassen oder bewirken, dass sie sich kraftlos und ohnmächtig dem System ausgeliefert fühlen. Aus Russland hören wir im GAW solche Stimmen: „Wir sind entsetzt und erschüttert, ich schäme mich russischer Staatsbürger zu sein, die Verbrechen von einem Besessenen kann man nicht rechtfertigen. Wir haben Angst, dass die nächste Etappe eine Hexenjagd wird innerhalb Russlands. In der Kirche machen wir uns Sorgen um unsere Familien und unsere Glaubensgeschwister … – was soll das noch werden …?“
Das GAW hat Partnerkirchen in der Ukraine und in Russland. Wir machen uns Sorgen, dass sie ihren Glauben in Zukunft in Freiheit noch leben können. Das steht ebenso auf dem Spiel.
Sorgen um unsere Glaubensgeschwister in der Ukraine machen sich unsere Partner in Polen, Ungarn, der Slowakei und Rumänien. „Lasst uns uns zusammentun, dass wir gemeinsam helfen“, sagte heute am Telefon eine Vertreterin der lutherischen Kirche aus Ungarn.
Als GAW bereiten wir uns auf Nothilfen vor. Deshalb bitten wir um Unterstützung: https://www.gustav-adolf-werk.de/projekt-des-monats.html
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