Wenn evangelische Christinnen in Syrien und im Libanon heute den Weltgebetstag der Frauen feiern, dann tun sie es mit Worten, die Elham Abou Absi ins Arabische übertragen hat. Die 72-jährige ehemalige Lehrerin engagiert sich seit Jahren in der Frauenarbeit der Evangelischen Kirche NESSL (National Evangelical Synod of Syria and Lebanon).  

„Ich übersetze jedes Jahr die Liturgie des Weltgebetstags ins Arabische. Sie wird in allen Gemeinden verteilt“, erzählt Elham Abou Absi aus Saida/Sidon (Libanon).

Die Übersetzungen aus dem Englischen fallen ihr leicht, weil sie 46 Jahre lang an der evangelischen Schule in Saida Arabisch, Musik, Philosophie und Englisch unterrichtet hat. Die Mehrheit der Schüler und sogar der Lehrer an der Schule sind Muslime. „Wir stehen uns sehr nahe – egal ob Christin oder Muslima“, bekräftigt Elham. Jetzt ist sie zwar in Rente, aber der Direktor der Schule bittet sie noch oft um Hilfe, z. B. bei Übersetzungen.

„In meiner Gemeinde bin ich Gemeindeälteste und Leiterin der Frauengruppe. Die Gemeinde in Saida ist klein, wir sind zehn Familien. Die anderen Familien sind während des Bürgerkriegs in den 1980er Jahren in die USA ausgewandert. Ich selbst wollte nie ausreisen. Ich habe mir immer gesagt: Besser sterbe ich zu Hause als in der Fremde.“

Ihr Glaube wurde intensiver vor 18 Jahren, als sie lebensgefährlich erkrankte. „Da habe ich gebetet: Wenn ich gesund werde, möchte ich Gott dienen: in der Kirche, in der Schule, in der Gesellschaft. Und Gott hat mich gesund gemacht. Ich sehe es als Gottes Gabe an, dass ich jetzt Gemeindeälteste sein und im Frauenausschuss mitarbeiten kann.

Mit Frauenausschuss ihrer Kirche bereitet Elham Abou Absi die jährliche Frauenkonferenz vor. Obwohl die Konferenz im Libanon stattfindet, nehmen an ihr stets mehr Syrerinnen als Libanesinnen teil. „Ich denke, dass die syrischen Mitglieder unserer Kirche allgemein spiritueller, engagierter und bibelfester sind. Außerdem gehen sie häufiger in den Gottesdienst. Das beeindruckt mich“, sagt sie.

Bei der Konferenz halten die Frauen Bibelarbeiten ab, hören Vorträge zu gesellschaftlichen Themen und erleben Gemeinschaft. Auch wenn Elham Abou Absi keine Pfarrerin ist, hat sie bei der Konferenz mehrfach Eröffnungs- und den Abschlussgottesdienst gehalten. „Auch in meiner Gemeinde predige ich hin und wieder im Gottesdienst“, erzählt sie. „Der Pfarrer selbst sagt, ich würde besser predigen als er …“

Es ist auch im Libanon nicht einfach, junge Frauen für die Frauenarbeit zu gewinnen. „Wir werden alle älter und müssen dringend dafür sorgen, dass es Nachwuchs gibt. Wir brauchen in allen Gemeinden neue Leiterinnen für die Kinder-, Jugend- und Frauenarbeit“, sagt Elham Abou Absi. „Deshalb planen wir eine Fortbildung für junge Frauen, für die wir die GAW-Frauenarbeit um Unterstützung bitten.“

Die GAW-Frauenarbeit hat zugesagt und will die Führungstrainings für junge Frauen in der NESSL mit ihrem Jahresprojekt 2021 unterstützen.

 

Gottesdienst der Evangelischen Kirche in Syrien und im Libanon zum Weltgebetstag 2021 im live Internet: https://www.facebook.com/SynodSL (5. März, 16:30)