In der armenisch-evangelischen Bethel-Gemeinde in Aleppo gibt es seit der vergangenen Woche mehrere Covid19-Erkrankungen. Pfarrer Haroutune Selimian berichtet, dass drei Gemeindeglieder im Krankenhaus behandelt würden. Ein Mitglied des Presbyteriums sei am Sonntag an dem Virus verstorben.

Die Erkrankungen nähmen immer mehr zu, so Pfarrer Selimian: „Die Situation wird immer schlimmer. Das Virus breitet sich weiter aus. Die Menschen sind in Panik deswegen. Die Krankenhäuser in Aleppo und Syrien sind auf Corona nicht vorbereitet. Es gibt keine Medikamente zur Behandlung.“ 

Er bittet, für Aleppo und die Gemeinde zu beten: Dass das Virus gestoppt wird und die Kranken bald wieder genesen.

Im April traten offiziell die ersten Corona-Fälle in Syrien auf. Trotz der geringen Testkapazitäten – es gibt nur fünf Testzentren im ganzen Land – gibt es 1.188 bestätigte Fälle (Stand 10.08., John Hopkins University). In Aleppo wurden Straßen, Busse, Schul- und Kirchengebäude mit Desinfektionsmittel abgesprüht. „Wir haben unsere Leute angewiesen, vorsichtig zu sein, die Pandemie nicht auf die leichte Schulter zu nehmen und den nationalen Vorschriften zur Prävention Folge zu leisten“, sagt Pfarrer Selimian. Mehr als drei Monate lang fanden keine Gottesdienste statt. Inzwischen sind Universitäten, Schulen und Geschäfte in Syrien wieder geöffnet. Seit Anfang August steigt die Infektionskurve steil an.

Viele Menschen haben durch die Krise ihre Arbeit verloren. Der Staat leistet wenig Unterstützung. Die Bethel-Gemeinde verteilt seit Jahren regelmäßig Lebensmittel an die Bevölkerung, so auch jetzt in der Corona-Krise. Zusätzlich werden Handschuhe und Masken ausgegeben. Die Bevölkerung leidet nicht nur unter den Folgen des Krieges, sondern auch unter einem seit einigen Monaten geltenden US-Embargo. Es richtet sich eigentlich gegen die Regierung, treffe aber vor allem die Bevölkerung, wie die Partnerkirchen in Syrien berichten.