Protest. Kirche in Marcinelle

Emmanuel Coulon ist seit 10 Jahren verantwortlich für die protestantische Gemeinde Marcinelle der Vereinigten Protestantischen Kirche in Belgien (VPKB). Seit sechs Jahren ist er ordiniert. Er war vor seinem Dienst in der Gemeinde Ingenieur und hatte viel mit Bauten zu tun. Das hat ihm in Marcienelle enorm geholfen – sowohl im äußerlichen baulichen Sinne wie im geistlichen Sinne. 

Seine Kirche hatte ihn nach Marcinelle geschickt, damit er sich in Ruhe auf seine Berufung zum Pfarrer vorbereiten kann. Die Gemeinde war kurz davor geschlossen zu werden. Nur 15 weitgehend ältere Gemeindemitglieder kamen noch. Schwierig… Emmanuel ließ sich nicht entmutigen und nahm die Herausforderung an. Er knüpfte Beziehungen, wirkte versöhnend in eine etwas zerstrittene Gemeinde, band eine protestantische freie Schule in sein Gemeindeaufbauprogramm ein. Auf einmal kamen langsam aber stetig junge Familien. Inzwischen gehören mindestens 100 Menschen zus einer Gemeinde. Ebensoviele kommen jeden Sonntag zu Gottesdienst. 

Paralell ging es darum, die marode Bausubstanz wieder auf Vordermann zu bringen. Da

Pfarrer Emmanuel Coulon (rechts)

half das GAW gemeinsam mit der Ev. Kirche im Rheinland. Gemeinsam wurde die erste Sanierungsphase vorangetrieben: Marode Treppen, schlecht zugängliche Toiletten, die Gemeindeküche, das Pfarrbüro – das war eine wichtige Etappe der Hilfe für die wachsende Gemeinde in einer Region, der es wirtschaftlich nicht gut geht.

Marcinelle ist mit dem größten Bergbauunglück in Belgien verbunden. 1956 starben hier im Kohlebergwerk Bois du Cazier 262 Menschen, zum größten Teil Zuwanderer aus Italien. Fünf Deutsche waren ebenso unter den Opfern. 

Seit 1977 gehört Marcinelle zur alten Bergbau- und Stahlstadt Charleroi, die mitten im Strukturwandel steckt und eine hohe Arbeitslosigkeit aufweist. 

Da die protestantische Gemeinde in einem verarmten Gebiet liegt, ist ihre diakonische Hilfe bis hin zu Lebensmittelspenden sehr gefragt. Großen Wert legt die Gemeinde auf die Arbeit mit Kindern. Die evangelische Grundschule liegt nur 250 m von der Kirche entfernt. An vier Wochentagen öffnet die Gemeinde ihren Gemeindesaal für pädagogische Aktivitäten mit den Schülerinnen und Schülern, von denen etwa die Hälfte keiner Kirche angehört. 

Die wachsende Gemeinde möchte weiterhin offen für Außenstehende sein. „Das ist ein wichtiger Faktor für unser Wachstum in den letzten Jahren“, unterstreicht Emmanuel Coulon. Tauf- und Konfirmationskurse für Erwachsene, Jugendtreffs mit gemeinsamem Essen und interessanten Diskussionen sowie Kinderclub für Kinder aus der Gemeinde und der Nachbarschaft sind einige Beispiele für die Aktivitäten im Pfarr- und Gemeindehaus. Die Gemeinde will jetzt sowohl die Pfarrwohnung als auch die Gemeinschaftsräume renovieren.

Ein Schock mussten die Gemeinde im Januar verkraften: Die Dachstruktur ist marode. das wird wieder eine enorme Anstrengung für die Gemeinde bedeuten. Gottesdienste sind erst einmal nicht möglich… – wahrscheinlich wird das GAW wieder um Hilfe gebeten….