Die Kirchenruine der alten Waldenserkirche ist zum Wahrzeichen der Erinnerung an den fürchterlichen Tornado vom 15. April 2016 geworden. Ein Drittel der Stadt Dolores wurde beschädigt. Viele Häuser der Stadt mit rund 20 000 Einwohnern wurden völlig zerstört – so wie die Waldenserkirche. „Ich hatte gerade Bibelstunde als der Tornado ausbrach,“ erzählt die Moderatorin der Waldenserkirche Carola Tron. „Wir sind in die Küche und in die Toiletten geflüchtet. Diese Bereiche waren heil geblieben.“ Der gesamte Kirchenraum wurde zerstört. Die Stadt hatte fünf Todesopfer zu beklagen, die genaue Zahl ist aufgrund von Spätfolgen nicht sicher.
Ein Gemeindemitglied erzählt: „Wenn ein seltsamer Wind in der Stadt weht, kommen die Erinnerungen hoch und die Furcht, dass es wieder uns treffen könnte. Meine Mutter mit ihren 85 Jahren war tief erschüttert, als sie die Kirchenruine sah. Hier wurde sie getauft, konfirmiert, hat geheiratet, viele Menschenauf dem letzten weg begleitet – und jetzt auf einmal sollte sie keine Kirche mehr haben …“
Pfarrerin Tron berichtet, wie es nach dem Tornado weiterging: „Nach dem 15. April haben wir uns jeden Sonntag in der Kirchenruine getroffen und DENNOCH Gottesdienst gefeiert. Kein Sonntag fiel aus. Teilweise standen wir mit Regenschirmen da, in Decken gehüllt. Die biblischen Geschichten hatte auf einmal alle eine tiefe existentielle Bedeutung im Blick auf den Tornado und unser Leben.“
Carola Tron erzählt, dass sich das GAW ziemlich schnell nach dem Tornado gemeldet und Wiederaufbauhilfe für die Kirche angeboten hat. „Das tat unwahrscheinlich gut und hat den Kopf frei gemacht. Unsere erste Sorge war, dass wir den vielen Opfern des Tornados in der Stadt helfen wollten.“ Sie berichtet von einer großen Solidaritätswelle – auch international. Die Waldenserkirche in Italien stellte schnell Nothilfegelder zur Verfügung. Damit konnte vielen Familien beim Wiederaufbau geholfen werden. Auch gab es eine Kollekte in allen Waldensergemeinden Italien zugunsten des Wiederaufbaus der Kirche. Wichtig war auch die große Solidarität in ganz Uruguay. Menschen aus der eigenen Kirche kamen zu Wiederaufbaucamps zusammen.
2.v.l. Carola Tron |
Inzwischen steht neben der Kirchenruine, die konserviert werden soll und als Denkmal erhalten werden soll, ein neues Kirchenzentrum. Es ist bewundernswert, wie schnell das ging. „Für uns als Gemeinde war dieser Tornado schlimm – aber er hat uns enger zusammengebracht. Und vor allen Dingen hat er uns gezeigt, dass wir als kleine Diasporakirche viel tun können für andere. Wir haben gelernt, dass wir nicht nur in der Kirche unseren Glauben stärken. Wir müssen ihn draußen bewähren!“, sagt Carola Tron. „So sind die eingestürzten Mauern auch ein Symbol dafür, dass wir transparenter auch für die sind, die anderen christlichen Konfessionen angehören.“
Das GAW hat den Wiederaufbau der Waldenserkirche mit Nothilfemitteln mit 12.000 Euro unterstützt.
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