Elias (li.) mit Landesbischof Ralf Meister (Mitte)

In Zahle am Rande der Bekaa-Ebene arbeitet ein syrisch-othodoxer Christ. Nennen wir ihn Elias. Er stammt ursprünglich aus der Region Rakka in Syrien, die vom IS bis jetzt kontrolliert wurde. Vor vier Jahren ist Elias mit seiner Frau und einem Kind aus Syrien in den Libanon geflohen. Sein ältester Sohn hatte es schon geschafft, nach Deutschland zu fliehen. Um ihren anderen 16-jährige Sohn trauern sie bis heute. Sie mussten mit eigenen Augen ansehen, wie ihrem Sohn von IS-Kämpfern die Kehle durchgeschnitten wurde, als er sich weigerte, für sie zu kämpfen, dem christlichen Glauben abzuschwören und zum Islam zu konvertieren. Diese traumatischen Erfahrungen begleiten Elias. Bei allem Unglück hat er Menschen gefunden, die sich seiner und seiner Familie angenommen haben. In der evangelischen Schule fand er eine kleine Arbeit, für die er ein wenig Unterstützung bekommt.

Kein Land hat in Relation zur eigenen Bevölkerung mehr syrische Flüchtlinge aufgenommen als der Libanon. Es sollen ca. 1,8 Millionen sein, die sich im Land aufhalten. Einen Flüchtlingsstatus haben nicht alle und damit auch nicht Zugang zu der Unterstützung durch die UN. Flüchtling in Syrien zu sein ist sehr schwierig. Für einige wird es eine aussichtslose Situation bleiben. Das wird an der Situation der vielen Palästinenser im Libanon deutlich, die teilweise seit 1948 einen Flüchtlingsstatus haben. Flüchtlinge dürfen nicht arbeiten. Die meisten tun es trotzdem, weil sie mit den UN-Hilfen oder Leistungen anderer Organisationen nicht über die Runden kommen; weil sie ohne Registrierung gar keine Unterstützung bekommen können; oder schlicht weil sie ihre Chancen nutzen, wenn die Behörden nicht in der Lage sind, ihre Regeln konsequent durchzusetzen. Die meisten Syrer im Libanon finden irgendwo in den Städten und Gemeinden Zuflucht, sei es auch nur in einem kleinen Bretterverschlag unter einer Treppe, wenn es für ein Zimmer oder eine Wohnung nicht reicht. 

Elias hat zum Glück Hilfe erfahren. Und dass sein einer Sohn in Deutschland ist, das ist sein Glück, denn vor wenigen Tagen hat er endlich die Papiere erhalten zur Familienzusammenführung. Er wird ausreisen können.

Ob es allerdings in seiner alten Heimat in der Region Rakka wieder christliches Leben geben wird, das ist sehr fraglich. 

In den sieben Schulen der Evangelischen Kirche (NESSL) werden von den 6.500 Schülern auch 42 syrische Flüchtlingskinder unterrichtet. Das ist nicht einfach, denn das Schulgeld muss irgendwo herkommen. Die Kirche bemüht sich um Stipendien, damit diese Kinder eine gute Schulausbildung erhalten.

Zudem gibt es sechs weitere Schulen, die nur für syrische Flüchtlingskinder sind. Hier werden die Kinder beschult, damit sie Schreiben und Lesen lernen und beschäftigt sind. Der libanesische Staat ist auch hier völlig überfordert. Natürlich haben diese Schulen nicht den Standard der übrigen Schulen der NESSL. Aber ein Zeichen der Solidarität und der christlichen Nächstenliebe ist es allemal.