Pfarrer Selimian im Gottesdienst am 30. April in Aleppo 

„In der Nacht vom 1. auf den 2. Mai schlugen zwei Raketen am Flughafen von Aleppo ein,“ berichtet Pfarrer Haroutune Selimian von der evangelischen armenischen Kirche in Aleppo. „Ein Schreck war das erneut. Am Flughafen sind iranische Truppen stationiert. Jeder weiß, dass der Angriff ihnen galt. In Syrien werden wir keine Ruhe finden, solange der Iran mit Militär hier im Land ist,“ fährt er fort.

Haroutune Selimian berichtet weiter von der großen Not der Menschen in Aleppo nach dem schweren Erdbeben. „Inzwischen verteilen wir wöchentlich Lebensmittelpakete an unsere Gemeinde und an die Nachbarschaft. Während des Krieges haben wir das nur einmal monatlich gemacht. Die Inflation ist inzwischen auf weit über 8.000% gestiegen. Keiner weiß, wie man da überhaupt noch leben kann. Viele Menschen sind verzweifelt und haben kaum noch Hoffnung. Man sieht es in ihren Blicken.“

Hart ist es für die evangelische armenische Kirche ihre Schulen offen zu halten. Normalerweise müssen die Eltern Schulgeld zahlen. „Die Schulgebühr verlangen wir schon lange nicht mehr,“ sagt Selimian. „Wichtig ist, dass wir den Schüler:innen Milch zu trinken geben und Obst an sie verteilen. Sie bekommen bei uns etwas zum Essen. Wenn sie nach Hause kommen, ist kaum etwas da.“

Die Kirche spielt in dieser Zeit der Hoffnungslosigkeit für Selimian eine existentielle Rolle. „Wir halten unsere Kirche und die Gemeinderäume auf. Jeden Tag findet etwas statt. Von den Treffen in den Gruppen, den Bibelstunden, der Sonntagsschule über die Musikschule bis hin zur Verteilung von Nothilfe. All das wäre ohne die Hilfe unserer Partner nicht denkbar.“

Das GAW unterstützt Pfarrer Selimian in Aleppo bei seiner Arbeit, den Menschen zu helfen. Wir brauchen eure Unterstützung:

https://www.gustav-adolf-werk.de/spenden.html

In der neuen Chrismonausgabe 5/2023 ist ein Brief von Pfarrer Selimian erschienen:

https://chrismon.evangelisch.de/artikel/2023/53700/nach-erdbeben-in-syrien-aleppo-ist-traumatisiert