Der 14. Juni ist in den baltischen Staaten ein Trauertag. In Estland,
Lettland und Litauen erinnern die Menschen sich an diesem Tag an die
Opfer der Massendeportation vom 1941 als nach der Annexion durch die
Sowjetunion schätzungsweise 50 000 Menschen nach Sibirien deportiert
wurden.

Denkmal für Opfer von Deportationen 1941 und 1949

am Bahnhof Risti in Estland.

Foto: wikimedia commons/nosser

Auf dem Foto ist das Denkmal für Deportationsopfer am Bahnhof Risti zu
sehen.
Das Kreuz wird von gebogenen
Eisenbahnschienen gebildet.
Durch diesen Verkehrsknotenpunkt in Westestland wurden
schätzungsweise 3 000 Menschen mit Zügen nach Sibirien gebracht.

Unter den Opfern, die den Bahnhof Risti passierten, war auch Eha Üksti, die Tochter des früheren Schuldirektors aus Haapsalu. Eha war eine Schulfreundin von Laine Villenthal, die im Jahr 1967 als erste Frau in der lutherischen Kirche in Estland zur Pfarrerin ordiniert wurde. In ihrer Biografie „Wir wollen keinen anderen Pfarrer! Die Geschichte der ersten ordinierten Pfarrerin in Estland“ erinnert Laine Villenthal an ihre Schulfreundin Eha:


„Ich suchte Ehas Großmutter auf. In dieser Schicksalsnacht hatte sie
nichts gehört, bis die Familie zu viert die Treppe herunterging. Ihre
Tochter sagte nur: „Mutter, wir gehen weg.“ Als umsorgende Großmutter
hat sie gemerkt, dass ihr Schwiegersohn nur einen dünnen Sommermantel
trug und sagte: „Anton, zieh dir einen warmen Mantel an!“ „Ach, im
Gefängnis brauche ich doch keinen dicken Mantel!“,erwiderte er.
Am
nächsten Tag hörte sie, dass der Zug mit den Gefangenen in Haapsalu am
Bahnhof stand. Als erstes fiel ihr ein, dass ihr Enkel Lembit niemals
mit anderen aus einer Tasse trank. Sie konnte nicht selber hingehen, bat
aber jemanden, eine Drei-Liter-Milchkanne hinzubringen.
Als die
Tochter aus Sibirien schrieb, stand da: „Danke für die Milchkanne! Darin
waschen wir uns, darin wasche ich Wäsche und damit holen wir Suppe.“ 

Ich habe Eha auch einen Brief geschickt, erfuhr aber nie, ob er ankam.“


Weitere Infos
über Deportationen aus Estland: https://de.wikipedia.org/wiki/Deportation_aus_Estland  

Hintergründe zur Pfarrerin Laine Villenthal und ihrer Autobigraphie: https://www.facebook.com/LaineVillenthal/

Buchbestellungen und Leseprobe: http://www.gustav-adolf-werk.de/neuerscheinungen.html