Die Biographie der vor 50 Jahren ordinierten estnischen Pfarrerin

„Wir wollen keinen anderen Pfarrer!“ so lautet der Titel des gerade neu erschienene Buches aus dem Verlag des GAW. Es geht um die Geschichte der ersten ordinierten Pfarrerin in der lutherischen Kirche in Estland. „Wir haben gelernt, uns gegenseitig zu vertrauen. Wir wollen keinen anderen Pfarrer als Laine,“ erwiderte der alte Gemeinderatsvorsitzende von Pindi  den kritischen Fragen seines Propstes, als der sich anfangs weigerte. Es ist Frühsommer 1965 und die Gemeinde Pindi hat eben etwas getan, was es in der Estnischen Evangelisch-Lutherischen Kirche bis dahin so nicht gegeben hat: Sie hat die Kirchenleitung gebeten, die Predigerin Laine Villenthal als Pfarrerin zu ordinieren. Laine Villenthal ist dieser Werdegang nicht in die Wiege gelegt. In einer armen Bauernfamilie aufgewachsen, studiert sie unter erschwerten Bedingungen Theologie – in einem sozialistischen Land, in dem die Kirche als Staatsfeind galt. Der Zweite Weltkrieg und die sowjetische Okkupation ihrer Heimat durchkreuzen immer wieder ihre Lebensentwürfe. Doch sie lässt sich nicht beirren. Ohne die Aussicht auf Ordination stellt sie sich als Predigerin in den Dienst der Kirche. Im vollen Vertrauen auf Gott lässt sie sich dann auf das Wagnis ein, einen gänzlich neuen Weg zu beschreiten, den vor ihr noch keine Frau in ihrer Kirche gegangen ist: Am 16. November 1967 wird Laine Villenthal als erste Frau in Estland und in der gesamten Sowjetunion ordiniert. Bis zu ihrem 82. Lebensjahr bleibt sie als Pfarrerin im Dienst. 

Laine Villenthal ist eine Wegbereiterin für viele Frauen, die ein geistliches Amt anstreben, und eine wichtige Zeitzeugin. Ihre packende Lebensgeschichte ist für Leserinnen und Leser in Deutschland eine große Hilfe, die wechselvolle Geschichte Estlands im 20. Jahrhundert besser zu verstehen.

Gerade im Jahr des Refomrationsjubiläums ist dieses Buch ein Zeugnis und ein Bekenntnis zur Frauenordination insgesamt.

Im Blick auf die Frage der Ordination von Frauen gilt es immer wieder den Gegnern der Frauenordination deutlich zu machen, dass es keine biblische Grundlage dafür gibt, einen getauften, für ein Amt geeigneten und von Gott berufenen Menschen von der Ordination auszuschließen. Diese Überlegung muss für eine evangelische Argumentation in dieser Frage leitend bleiben. Zudem muss man deutlich sagen: Eine Kirche, die die Hälfte der Menschen vom Pfarramt meint ausschließen zu müssen, verdunkelt die Strahlkraft des Evangeliums. Die Kirche Jesu Christi braucht das gleichberechtigte Amt!

50 Jahre Frauenordination in Estland – wir wünschen dem Buch viele Leser und Leserinnen!

Die Übersetzung stammt von dem deutsch-estnischen Pfarrerehepaar Merike Schümers-Paas und Michael Schümers, die beide in der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck arbeiten. 

Hrsg. vom Gustav-Adolf-Werk e.V., Diasporawerk der Evangelischen Kirche in Deutschland 

· ISBN 978-3-87593-129-7 · 18 EUR · 308 Seiten + 16 Seiten farbiger Bildteil · Verlag des GAW, Leipzig 2017 

· Zu beziehen über: verlag@gustav-adolf-werk.de

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