Willkommen in Kirgistan!

75% der BewohnerInnen Kirgistans sind Muslime, darunter vor allem
ethnische Kirgisen. Der Süden des Landes war schon seit dem Mittelalter ein kulturell
bedeutendes Zentrum des Islam, während im Norden des Landes bis vor 200 Jahren vor allem animistische
Traditionen gelebt wurden. In der Sowjetunion wurde alles Religiöse wiederum gnadenlos bekämpft – durch die Verfolgung islamischer Führer und die Schließung von Moscheen. Heute begehen die meisten Kirgisen die
großen muslimischen Feste wie Beschneidung und Fastenbrechen und sehen sie als Bestandteil ihrer Kultur. Ihre Religiösität handhaben viele im Alltag
jedoch eher pragmatisch. Schamanistische Traditionen sind immer noch weit
verbreitet.

In letzter Zeit haben jedoch mehr Muslime angefangen, stärker
nach ihren religiösen Wurzeln zu fragen, um sich ihrer Identität
bewusst zu werden. Das zeigt sich z.B. daran, dass mehr Menschen in
der Zeit des Ramadan fasten. Zudem hat Vertreibung und Migration ethnische Kirgisen aus Tadchikistan nach Kirgistan geführt, wo sie eine strengere Auslegung des Islam verbreiten.

Moscheeneubau in einem Dorf an der kasachischen Grenze

Die Regierung möchte verhindern, dass im Zuge dieser Entwicklung
unerwünschte fundamentalistische Kräfte Aufwind erhalten. Dazu zählen besonders die aus Saudi-Arabien kommen muslimische Missionare, die die
„wahre“ Form des Islam verbreiten wollen.
Deshalb kontrolliert der Staat seit 2009 die Bildung von neuen
Religionsgemeinschaften restriktiver: Sie müssen sich staatlich
registrieren lassen, sonst sind ihre Treffen illegal.
Menschenrechtsorganisationen kritisieren, dass dadurch die
Religionsfreiheit eingeschränkt wird. Nach Meinung der Kritiker sind
die Gefahren einer islamistischen Bedrohung nicht so groß, wie
von der Regierung befürchtet. Die Einschränkungen treffen nun
leider auch die kleineren lutherischen Kirchen.

Der Großmufti Kirgistans predigt deutlich gegen Gewalt im Namen
der Religion: „Der Terrorismus ist der Feind des Islam. Er soll die
schlechte Seite der Muslime zeigen und die Gläubigen in einem
furchtbaren Blutbad gegeneinander aufhetzen.“ In Richtung der
jungen ZuhörerInnen sagte er: „Gebt den Provokationen nicht nach.
Der Islam ist eine Gnade. Der Terrorismus hat keine Religion, keinen
Staat und keine Grenzen.“