Lutherische Kirche in Puerto Varas

Seine Rinder wurden ihm einfach weggenommen und geschlachtet. „Das war Unrecht“, sagt ein Mitglied aus einer Gemeinde im Süden Chiles. Und er erzählt es so, als wäre es gestern geschehen, dass zu unrecht sein Land enteignet und ihm das Vieh geklaut wurde. Tief sitzt dieses Unrecht, das ihm angetan wurde. „Wir haben versucht unseren Besitz zu verteidigen. Wir haben uns eingeschlossen“, fährt er fort. 

Das Ganze liegt nun über 40 Jahre zurück. Er erlebte es im letzten Jahr der Regierung von Salvador Allende. 

Und es ist so: Ein Unrecht ist nicht mit einem anderen Unrecht aufzuwiegen. Was hilft es, ihm zu sagen, dass z.B. in der ehemaligen deutschen Sektenkolonie „Colonia Dignidad“ mindestens 120 Menschen ihr Leben ließen? 

In Chile hat es Versöhnung schwer. Die Gesellschaft ist obendrein zerrissen. Die Unterschiede sind groß zwischen arm und reich, zwischen gute ausgebildeten Menschen und schlecht ausgebildeten. 

Genau in diesen Kontext hinein spricht die Botschaft der Versöhnung. Im 2. Korintherbrief heißt es:  

„Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.

Aber das alles von Gott, der uns mit sich selber versöhnt hat durch Christus und uns das Amt gegeben, das die Versöhnung predigt. Denn Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit sich selber und rechnete ihnen ihre Sünden nicht zu und hat unter uns aufgerichtet das Wort von der Versöhnung. So sind wir nun Botschafter an Christi Statt, denn Gott ermahnt durch uns; so bitten wir nun an Christi Statt: Laßt euch versöhnen mit Gott!“

Das braucht es in Chile zwischen den lutherischen Kirchen, die es immer noch nicht geschafft haben, sich nach über 40 Jahren zu vereinigen. 

Vielleicht ist es gut, sich Geschichten aus unterschiedlichen Perspektiven zu erzählen, Vielleicht hilft es, um den/die anderen zu verstehen und Trennungen zu überwinden.