Bischof Zan Fabian (Mitte) informiert in der Zentrale des GAW

„Am vergangenen Montag haben wir einen 21-jährigen jungen Mann unserer Kirche beerdigen müssen, der bei kriegerischen Auseinandersetzungen im Osten der Ukraine getötet worden ist“, berichtet betroffen Bischof Zan Fabian von der Reformierten Kirche in der Ukraine, der Kirche der ungarischen Minderheit im Westen des Landes in der Region Transkarpatien. „Unsere Kirche ist betroffen von den Konflikten und kriegerischen Auseinandersetzungen im Land. Es gibt viele Männer, die als Soldaten einberufen werden. In den Familien fehlen sie. Ihr Lohn und insbesondere ihre Arbeitskraft fehlt“, fährt er fort. Denn jede Familie muss sich auch selbst ernähren. In der Regel hat jeder in der Region ein Stück Land, das er bewirtschaftet, um über den Winter zu kommen. Das Leben ist hart geworden. Und es ist teuer geworden. Strom- und Gaspreise sind in die Höhe geschnellt. Das ukrainische Geld hat eine starke Abwertung erfahren. „Ein normaler Pfarrer verdient derzeit ca. 115 Euro monatlich. Vor einem Jahr war das Gehalt noch 180 Euro wert“, berichtet der Bischof. 

Für viele Familien stellt sich die Frage, wie es weitergehen soll. Für die ungarischsprachige Minderheit gibt es die Möglichkeit nach Ungarn zu gehen oder mit einem ungarischen Pass auch in ein anderer EU-Land. Für die Kirche wird es dadurch immer schwieriger. „Wir möchten die Menschen bei uns behalten und ihnen Perspektiven öffnen. Nur wie?“ fragt der Bischof. „Für viele Menschen sind wir die einzige funktionierende Institution. Deshalb erwarten sie viel von uns.“

Nicht nur für die ungarischsprachige Minderheit hat sich das Leben verschlechtert. Anderen Minderheiten geht es ähnlich. Und wie es weitergehen soll…? Wird die Regierung es schaffen, nationalistische Tendenzen einzudämmen? Wie werden Minderheitenrechte geschützt? Auch die Rechte religiöser Minderheiten? 

Die Reformierte Kirche in der Ukraine hat ca. 70.000 eingeschriebene Mitglieder. Mit Kindern und Jugendlichen werden es ca. 120.000 sein. 76 Pfarrer und Pfarrerinnen betreuen die 108 Gemeinden in Transkarpatien. Die Kirche ist auf unsere Solidarität dringend angewiesen!