Die Fahrt mit Pfarrer Armin Ihle zum Centro Ecuménico im
Barrio Borro entwickelt sich zu einem Suchspiel. Aber dadurch sehen wir viel
von diesem größten Elendsviertel Uruguays vor den Toren der Hauptstadt Montevideo.
Die Lastwagen und Pferdewagen, die den Abfall abtransportieren, können die
schier unglaublichen Müllmengen an den Straßenrändern nicht bewältigen. Die
Straßen sind mal asphaltiert, mal unbefestigt, die kleinen Häuser mal in
besserem, mal in schlechterem Zustand. Aber der Stadtteil ist quirlig und
lebendig. Viele Kinder kommen in ihren weißen Schulkittelchen aus der Schule,
ganz junge schwangere Mütter schieben Kinderwagen. „Nirgendwo in Uruguay gibt
es so viele Kinder wie hier“, meint Armin Ihle.
Nach einigem Fragen und Achselzucken der Befragten erreichen
wir dann doch unser Ziel. Dort empfängt uns die Leiterin Lucia Baros, eine
junge Sozialarbeiterin, die aber auch Sozialmanagement und in Barcelona
Religionspädagogin studiert hat. Ihre geistliche Heimat ist die
Methodistenkirche, die eine der sieben Trägerorganisationen dieses Zentrums
ist. „Hier im Centro haben wir verschiedene Programme für 120 Teenager, für 55
Kinder, 25 Frauen und 200 Familien. Für die Teenager wird ein Jahr formale
Bildung der Sekundarstufe angeboten. Die Frauen machen in diesem Jahr
Lederarbeiten, die sie dann auch verkaufen können, um sich ein kleines Einkommen
zu schaffen“, erklärt Lucia.
Als nächste begrüßt uns Julia, eine Freiwillige aus Baden.
Sie hat ihr Lehramtsstudium in Freiburg unterbrochen für dieses freiwillige
Jahr und bereut es überhaupt nicht. „Hier lerne ich sehr viel für meinen
späteren Beruf als Pädagogin“, ist sie sich ganz sicher.
Die
Frauenarbeit im GAW hat die Arbeit des Zentrums mehrfach mit ihren
Jahresprojekten gefördert. „Der Barrio Borro ist die ärmste Gegend in Uruguay,
aber wir glauben, dass durch unsere Arbeit Veränderung bewirkt werden kann“,
meint Lucia. Allerdings gibt es auch immer wieder Schwierigkeiten. Zurzeit muss
ein eingestürztes Dach erneuert werden. Außerdem sind mindestens zwei weitere
Gruppenräume nötig. Während wir durch das Centro gehen, spielen im Hof
fröhliche Kinder und warten Mütter auf Beratung. Ob für sie das Centro, das
2013 sein 35-jähriges Bestehen feierte, der Schritt aus dem Teufelskreis von
Armut und Gewalt bedeutet? Über dem Eingang steht der Vers: „Ich bin der Weg,
die Wahrheit und das Leben“ – mögen, die Menschen, die hier ein- und ausgehen
diesen Weg für ihr Leben finden.
Vera Gast-Kellert, Leiterin der Fauenarbeit im GAW
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